Mittwoch, 4. Dezember 2019

Warum?

Heute im Tram an der Haltestelle Hasler: alle Türen sind schon zu, nur eine Frau steht zuhinderst, schaut zurück und fragt " müsst Dir no ine?" Ja, jetzt sehe ich den Mann, ich kenne ihn seit Jahren vom Sehen. Er ist schlecht zu Fuss aufgrund eines Handicaps. Er kann nicht wirklich gut sprechen. Er hat immer einen stabilen Transportwagen dabei, ob dieser mehr als Stütze dient oder als Arbeitsgerät? Unklar, aber er ist offensichtlich berufstätig. Chapeau! Aber bei der hintersten Türe kommt er nicht rein mit seinem Wagen. Die Frau hält immer noch die Türe auf, rät ihm eine weiter vorne einzusteigen. Er geht die zwei Meter nach vorne, Passagiere drücken den Knopf, die Tür bleibt zu und die andere schliesst sich. Zu - fertig - Abfahrt.
Gibt's denn sowas? Der Mann ist fast so bekannt wie es der Lautsprecher war. Musste das sein? Warum konnte der Tramführer die Türe nicht nochmal entriegeln? Es dauert 10 Minuten bis das nächste Tram kommt und per jedes kommt der gute Mann kaum vorwärts. Zudem war es eisig kalt heute.
Warum haben wir Passagiere das nicht schneller erkannt? Die eine Tür war ja noch offen und zumindest ich ging davon aus, dass noch nicht verriegelt war. Wir hätten die offene Tür als "Pfand" besetzen und erst wieder freigeben sollen, wenn die andere Tür dem Mann Einlass gegeben hätte. Warum war dieser Vorfall notwendig?
Warum. Diese Frage sollte man immer mehrfach stellen. Nur so kommt man Ursachen wirklich auf den Grund. Nur so findet man die Wurzel allen Übels. Vielleicht war es zu dunkel, vielleicht hatte der Tramführer nicht genau gesehen, was sich abspielte. Ich glaube an das Gute im Menschen - würde ich das nicht, hätte ich vermutlich in meiner berüchtigten, charmanten Art die Türe blockiert und mit dem Bernmobil-Personal mit Freude eine Diskussion begonnen. Mit Warum-Fragen selbstverständlich....und der Mann auf dem Trottoir wäre ein Tram früher zum Bahnhof gefahren. Mit etwas Verspätung natürlich, wegen eines diskussionsfreudigem Mit-Passagier....