Sonntag, 31. Mai 2020

Pfingsten

An Pfingsten soll es bekanntlich am "ringsten" gehen - aber was genau ist damit  gemeint? Vielleicht die Reise nach Mostindien mit dem Wohnmobil? Da wäre ich natürlich schon froh, wenn das einigermassen staufrei abgehen würde. Wobei der Sonntag wohl nicht der kritischste Tag ist...Einkaufen war gestern und Rückreise ist Morgen.
Vielleicht über das Leben nachdenken? Sollte man ja hin und wieder, aber auch nicht allzu viel. Wenn ich allerdings etwas zurückblicke, dann kommen schon so ein paar Fragen auf. Die letzten Jahre - vielleicht auch nur die letzten 24 Monate - waren schon von Überraschungen geprägt. Angefangen hatte alles mit dem PostAuto-Skandal - der hat uns alle vor Augen geführt, dass auch das Undenkbare möglich ist. Ich hatte damals schon zu rechnen begonnen, es aber schnell wieder aufgegeben. Es musste im Job weitergehen, für einen goldenen Fallschirm war ich definitiv noch zu jung (da fehlten aber auch nur noch acht Jahre). Diese (oder eine ähnliche Perspektive) hat dann dazu geführt, dass ich zuerst ein halbes Jahr interimistisch, und dann offiziell Chef einer immer grösser werdenden Truppe wurde. Aus dem kleinen Team sind bis heute 24 Kolleginnen und Kollegen geworden - auch ein Teilstück meines Lebensweges, den ich mir so nie vorstellen konnte. Nun denn, dann war mein Chef plötzlich endgültig weg von PostAuto - das sah ich dann schon eher kommen, war aber ein Jahr zuvor noch undenkbar.
Warum eigentlich haben solche Möglichkeiten in meinen Gedanken nie eine Rolle gespielt? Vielleicht weil sie unbequem waren, unwegsame Wege mit vielen Kurven und Hindernissen darstellten? War ich mir einfach zu sicher, dass es vorderhand so weitergehen würde? Ich weiss es nicht, aber vermutlich wusste ich es unterbewusst schon immer, dass es nicht "einfach so" weiter würde gehen können.... Und offenbar kam auch Astrid zu ähnlichen Schlüssen, wenn auch aus anderen Gründen.
Wie hätte die Reise denn nun im alten Modell ausgesehen? Einfach mal weiterarbeiten bis 60 oder 62, dann eine zwar nicht riesige, aber genügende Rente beziehen und das machen, was man eigentlich schon immer wollte? Und was wäre das dann gewesen - Reisen? Und wenn mit Reisen Schluss gewesen wäre, ins Altersheim? Keine Ahnung, vermutlich habe ich das auch immer etwas grob gehalten, um mir nicht allzu viele Gedanken dazu machen zu müssen. Denn es ist schon so, mit 20 hat man vielleicht Pläne oder zumindest Vorstellungen von Familie, Kindern und Karriere. Aber irgendwie sind diese Punkte alle bereits abgehakt bei mir - und jetzt?
Eine Midlife-Crisis habe ich mir bis heute erspart (böse Zungen behaupten, ich hätte einfach keine Zeit dazu gehabt). Aber die Scheidung hat nun einen wesentlichen Baustein des Fundaments meines Lebensplans entfernt: die Partnerschaft. Alles, was kommt, einfach zusammen zu erleben. Und das führt nun logischerweise zu neuen Perspektiven und Überlegungen. Im Moment scheint alles einigermassen vorgespurt zu sein, die Wohnung in Zollikofen scheint zu klappen, der Hausverkauf sollte auch kein allzu grosses Problem sein, der Job ist zwar anstrengend - aber ich habe ja Zeit für sowas. Nur....wenn ich eines gelernt habe in den letzten 24 Monaten, dann dass sich alles ziemlich schnell verändern kann. Und deshalb brauche ich auch noch etwas mehr als nur Arbeit und Pension als Perspektive. Warten wir mal ab, was da noch kommt....

Sonntag, 24. Mai 2020

Achterbahn

Was ist eigentlich "Erfolg" genau? Wenn am Ende des Monats - vor dem Zahltag - noch Geld auf dem Konto ist? Wenn ein Vorhaben abgeschlossen werden konnte? Wenn man im Moment einen Job hat und der auch einigermassen sicher ist? Trifft ja eigentlich alles auf mich zu, aber trotzdem ist da nicht jeder Moment ein restlos zufriedener. Zeit also, mal etwas genauer hinzuschauen... 
Der Job ist anspruchsvoll, beansprucht viel Zeit - aber die habe ich ja eigentlich auch. Wenn also Stress aufkommt, habe ich vermutlich zu viel in den Tag reingepackt, dann bin ich selber schuld. Ich habe deshalb begonnen, Freiräume im Kalender einzutragen, denn dass es auch mit weniger Terminen geht, beweisen jene Tage an denen ich frei habe: die Welt geht nicht unter - Überraschung, sie dreht sich weiter. 
Geld ist auch nicht unbedingt ein Problem im Moment. Es sind höchstens zu viele Unsicherheitsfaktoren im Spiel zur Zeit: was will die Steuerbehörde neu an Steuern von mir als Single? Wie entwickelt sich der Immobilienmarkt und wieviel Geld zahlt dann irgendwann der Käufer für unser Haus? Was kosten Verschreibung, Schuldbrief-Einrichtung und wie hoch sind die Zinsen der Bauphase? Es ist im Moment schwierig abzuschätzen, was ich noch zusätzlich in die Wohnung in Zollikofen stecken kann. Investiere ich zuviel, bekomme ich nächstes Jahr ein Problem. Bin ich zu geizig, werde ich das vielleicht die nächsten 10 Jahre bereuen.
Und Vorhaben erfolgreich abgeschlossen habe ich auch das eine oder andere in letzter Zeit. Am Freitag erst kam die Bescheinigung der Rechtskraft unserer Scheidung. Ein Erfolg insofern, weil das Ganze ohne Notar und Nebengeräusche abgelaufen ist. Ein Misserfolg war letztlich unsere Beziehung, aber es gab darin auch über 30 mehr oder weniger erfolgreiche Jahre. Trotzdem geht gerade von diesem "Erfolg" bei mir im Moment die grösste Verunsicherung aus. Ich stehe am Ende eines langen Weges, mit einer Vorstellung wo es hingehen soll - aber ich erkenne nicht wirklich, wo genau der Weg weiterführt. Ich stehe mitten in einem Wald und kann in verschiedene Richtungen gehen - aber ein schöner, breiter Weg ist nicht sichtbar. Es gibt mehrere Trampelpfade, die ich zu erkennen glaube, aber vielleicht bilde ich mir manche davon auch nur ein. Das einfachste wäre, den Weg ein Stück zurückzugehen, auf dem ich gekommen bin - aber das ist keine Option. Also muss es vorwärts gehen, und besser als stehenzubleiben ist einfach mal einen Weg einzuschlagen allemal.
Das nächste Ziel ist der 14. Juni, da soll es endlich mal losgehen mit der Campingsaison 2020. Aktuell bereite ich das Wohnmobil für die erste Ausfahrt vor: beladen, Wasseranlage reinigen, Funktionskontrolle. Meine Listen zum Abarbeiten habe ich bereits konsultiert, aber sie stimmen nicht mehr zu 100%. Hundefutter? Gudeli? Leinen? Alles Makulatur, und das tut dann auch kurz wieder etwas weh. Aber es zeigt auch eines ziemlich deutlich: wenn ich etwas vermisse, dann sind es vor allem die Hunde. Und im Fall von Astrid ist es mehr der Gesprächspartner, der ab und zu fehlt, oder eine helfende Hand. Das gehört zwar auch zu einer Beziehung, sollte aber nicht wie bei uns am Schluss schon alles sein.
Die Hunde sehe ich dann nächsten Sonntag wieder. Carmen und ich machen einen Ausflug nach Mostindien. Ob das klug ist, wird sich zeigen - aber wie bereits geschrieben ist Stehenbleiben für mich im Moment keine Option.


Samstag, 23. Mai 2020

Was ist heute eigentlich für ein Wochentag?

Nach dem Sonntag ist vor dem Sonntag. Etwa so, sah das diese Woche aus. Nach dem Mittwoch folgte gleich ein Sonntag, dann ein Freitag, und heute ist schon wieder Samstag. Gut, der ist auch schon fast wieder vorüber - was habe ich eigentlich heute gemacht? Mal überlegen....zuerst mal einen Kaffee getrunken. Denn gestern war es etwas spät geworden vor dem Fernseher. Dann duschen und rasieren, die Abwaschmaschine ausräumen, Zmorge parat machen. Und weil am Morgen noch die Sonne geschienen hatte, putzte ich mein Velo, versorgte es mit zusätzlicher Luft und radelte los zur Landi. Zwei Wasserkanister sollten es sein, damit ich an Pfingsten dann die Wasseranlage des Wohnmobils entkalken und desinfizieren kann. Nach meiner Rückkehr fehlte dann noch etwas für den Sonntagsznacht, darum musste ich rasch ins Coop. Und dann wurde es auch schon langsam dunkel, als ich beim Staubsaugen und Bodenwischen war. Die Kaltfront war im Anmarsch, der Wind nahm zu, die ersten Regentropfen fielen und schon bald folgte ein Regen, der wenig mit dem prognostizierten Landregen zu tun hatte - ausser vielleicht, dass nach dem Regen mal wieder Land unter war. Aber schon Morgen soll die Sonne wieder zurückkehren, Morgen...was ist Morgen schon wieder für ein Wochentag?

Donnerstag, 21. Mai 2020

Auffahrt

Traumhaftes Wetter, warme Temperaturen, eine Feiertagsbrücke, und wer genug Ferientage hat, kann gleich noch eine extralange Woche anhängen. Das sind Auffahrt und Pfingsten, im Normalfall eine Ausnahmesituation auf Strassen, Campingplätzen, Tourismus-Hotspots sowie Flüssen und Seen. Nun, niemand kann behaupten, wir wären nicht in einer Ausnahmesituation. Und Hotspots gibt es wohl leider auch, einfach heuer thematisch etwas anders belegt. Auch die Lage auf unseren Strassen ist besorgniserregend: kaum Staus. Erstaunlich, was so ein für uns unsichtbares Virus verändern kann. Wäre das Ganze ein Spiel und ich der Spielleiter, ich hätte genau diese Karte gespielt - zum Wohl des Planeten. Bessere Luft,weniger Ressourcenverbrauch, Menschen die etwas zur Ruhe und zum Nachdenken kommen.
Vielleicht werden wir jetzt alle noch weniger rausgehen. Nahezu alles kann heutzutage bestellt werden, Informationen gibt es frei Haus, Arbeit geht für viele auch von zu Hause aus. Entwickeln wir uns zu einer Zweiklassengesellschaft? Die einen gehen fast nicht mehr raus und die anderen kaum mehr heim? Es wäre nür eine weitere Polarisierung: Ost-West, Nord-Süd, Kasten in Indien, Reich-Arm,...was haben und hatten wir nicht alles schon.
Immerhin dürfen wir doch schon wieder einiges mehr als noch vor Kurzem, und die Lockerungen gehen weiter. Aber eines bleibt uns mit oder ohne Virus wohl erhalten  die Menschen sind zwar etwas zusammengerückt in der Krise, haben aber viel Distanz zwischen sich geschaffen. Distanz braucht Platz - und das wird zu Konflikten führen.

Dienstag, 19. Mai 2020

Sonne pur

Morgens um Viertel vor Sechs ist es dieser Tage schon hell, die Sonne macht sich auf für einen langen Tag. Das macht Freude, vorbei die dunklen Zeiten des Winters, überstanden die Durststrecke im April, die Natur ist weit fortgeschritten in ihrer Entwicklung. Erdbeeren aus Utzenstorf hatten wir schon in diesem Jahr, Aprikosen aus Spanien und Italien auch. Vielleicht das einzige - Grüsse aus diesen Ländern - welche uns in diesem Jahr an meine geliebten Mittelmeerstaaten erinnern. Ich rechne nicht damit, in diesem Jahr das Meer zu sehen, in Spanien ein Menu Gastronomica zu essen oder in Frankreich ein Glas Cidre zu trinken. Aber vielleicht ist das ganz gut so, es wäre ohnehin nicht mehr das Gleiche. Ein klarer Schnitt tut gut, Zeit für etwas Anderes.
Die Woche ist kurz, die Arbeit nicht weniger - nur gut, sind die Tage so lang.....


Sonntag, 17. Mai 2020

Sonderbar

Ich dachte immer, dass mir die Spaziergänge mit den Hunden fehlen würden. Tun sie auch, die Hunde, zumindest ab und zu - aber nicht die Schritte. Und das ist richtig schlecht. Also bin ich heute mal wieder zum Wohnmobil hin, diesmal nicht mit dem Fahrrad, sondern zu Fuss. Dauerte zwar länger, aber gab dafür mehr Bewegung, Die Strassen waren gut frequentiert, besonders viele Radfahrer waren unterwegs. Ich war aber froh, zu Fuss und damit langsam unterwegs zu sein - genau das Richtige, um nach einer Woche mit vielen Terminen und privaten Aktivitäten wieder runter zu fahren. Schliesslich hatte ich einen aktiven Freitag und Samstag hinter mir.
Ganz was Neues gab es dann am Samstagnachmitag im Fernseher. Die Bundesliga feierte die ersten Spiele nach Corona, Geisterspiele ohne Publikum, dafür mit Masken für Ersatzspieler, Betreuer und Reporter. Die Spieler verhielten sich normal, Dortmund schoss vier Tore, aber sie durften nicht richtig jubeln. Es jubelten auch keine Fans im Stadion, es war einfach nur still. Bis der Kommentator darauf aufmerksam machte, dass es auf dem zweiten Tonkanal noch Hintergrundkulisse zu hören gäbe. Tatsächlich: Fangesänge, Pfiffe, Johlen, Klatschen...alles dabei, alles ab Band. Nichts ist mehr wie früher, vor Corona....

Samstag, 16. Mai 2020

Besuch

Gestern Abend kurz vor halb Acht bekam ich ein sonderbares Whatsapp: "isch öpper deheim?"
Ja klar, Isabel, wrum sollten wir am Freitagabend zu Corona-Zeiten nicht zu Hause sein? Aber warum stellst Du die Frage? Die Antwort war dann etwas überraschend. Sie hatte für ihre Tour de Suisse vom Samstag ja ein Auto gemietet, einen Transporter mit Hebebühne. Das Angebot war günstig, die Firma allerdings in Niederbipp daheim. Das war ihr entgangen und nun war sie auf dem Weg von Niederbipp nach Bern - und der führt ziemlich nahe an Utzenstorf vorbei. Natürlich war ich erfreut, dass sie bei ihrem alten Herrn vorbeischauen wollte - gut, vielleicht auch wegen ihrer Schwester, die wohnt ja auch noch hier (vergisst man hin und wieder, weil sie sehr viel Zeit in ihrem Zimmer verbringt). Zur Belohnung gab es dann neben einem Kafi auch noch die ersten Erdbeeren vom Feld in der Altwyden, kurz zuvor erstanden beim Bäcker hier im Dorf.
Am Samstag kam Isabel dann wieder, sogar zweimal und sie brachte noch jemanden mit. Zuerst fuhr sie allerdings nach Romont (BE) und holte dort ihre sechs Stühle ab, welche sie über Tutti gekauft hatte. Gegen 12 Uhr war sie hier, mit Simon und ihrer neuen Mitbewohnerin ab Juli - Jeanne. Diesmal gab es einen veritablen Brunch mit Crumpets, Lachs, Crème fraiche, Rührei, Züpfe, Brot, Konfi, Honig, Fleischkäse, Salami, Schinken, Joghurts.... Gut gestärkt ging es dann wieder zurück auf die Strasse, diesmal nach Rheinfelden. Dort holten sie ein Gratis Sofa ab - wieder ein Fall aus Tutti. Um halb Vier waren sie zurück und das Sofa in der Einstellhalle verstaut. Bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis der erste motzt. Aber es ist ja nur für etwas sechs Wochen....
Interessant war das Gespräch beim Brunch. Jeanne ist ja irgendwie auch mit Thun verbunden, über ihre Tante (die Schwester der Mutter also). Die Mutter heisst Trix, und die Tante wohnt eben noch in Thun. Die Familie ist dort recht gut bekannt, wegen ihres Grossvaters (also dem Vater von Mutter und Tante) - der war in der Politik tätig und übte auch den Beruf des Pfarrers aus. Wenn ich nun den Nachnahmen nenne, wird wohl alles klar: Dähler.
Ja, die Welt ist klein. Meine jüngere Tochter zieht in eine Wohngemeinschaft mit der Nichte einer Frau, mit der ich in Thun zur Schule gegangen bin. Dabei wohnen weder die Nichte noch ich heute in Thun... Ich muss sagen, es hat mich zuerst zum Lachen gebracht, dann einfach nur gefreut - keine Ahnung warum, vielleicht einfach darüber, von jemanden aus längst vergangenen Tagen zu hören. 

Freitag, 15. Mai 2020

Frei-Tag

Hallo Sophie, Tschüss Kälte - so der Plan. Morgen, spätestens gehen die Tomaten raus, die blühen schon und sind ihren kleinen Saattöpfchen längst entwachsen. Daneben läuft auch sonst so Einiges, vieles davon konnte ich heute erledigen. Dazu habe ich mir für vier Stunden den Mobility-Kombi am Bahnhof reserviert. Soviel vorweg: ein Renault ist kein Skoda....
Zuerst gab's mal frische Eier vom Bauer, dann habe ich einen ersten Beladungstest für den Renault Megane: eine grosse Ladung Karton, zwei alte Teppiche, Holztablare, ein grosser Sack Ghüder, eine Kiste Altglas - hatte alles noch gut Platz - und tschüss, wieder mehr Platz im Keller.
Dann, zurück am Lindenpark, gab's etwas zwischen die Zähne und einen Kaffee. Frisch gestärkt ging's weiter Richtung Ikea, leider über Kirchberg - nicht weiter, aber sehr viel zäher und langsamer zu befahren. Auch in der Ikea-Zufahrt war nicht alles wie gewohnt: Schranken offen, aber nur oben und unten zugänglich. Ebenerdig war alles abgesperrt, keine Ahnung warum. Im Center selber war es fast so wie immer, die Menschen waren unterschiedlich schnell unterwegs, überholen mit zwei Meter Abstand ist dort eigentlich gar nicht möglich - ergo mussten wir entweder warten und langsam dahinschleichen, oder rasch vorbeigehen. Allerliebst sind dabei jene Zeitgenossen, welche zu zweit in voller Breite nebeneinander durch die Gänge lustwandeln, und dabei eigentlich die Laufwege aller hinter ihnen komplett zustellen.
Nun, wir haben trotzdem gefunden, was wir gesucht hatten: Carmen hat Stühle angeschaut, Pulte und Tische begutachtet, Fotos und Notizen gemacht. Ich habe meine dringend notwendigen Esszimmerstühle probegesessen und am Ende kam die Beladungsprobe Nummer zwei für den Renault. Er hat sie knapp bestanden und wir dafür einen neuen Level in Tetris erreicht. Nun stehen die sechs neuen Stühle zu Hause, die alten sind demontiert im Keller und warten zusammen mit dem Karton der Stühle auf die nächste Renaultfahrt - Richtung Entsorgung. Denn im Keller sieht's fast gleich aus, wie heute Morgen...

Dienstag, 12. Mai 2020

Die kleine Normalität

Mit der S44 morgens um halb 7 zur Arbeit nach Bern. Sich treffen mit 4 Kollegen aus dem eigenen Team - immerhin eine Präsenzrate von 20%. Einführungstermin mit einem neuen Mitarbeitenden aus einem Subteam. Mittagessen zu Viert, weil mehr ja nicht geht. Training im Fitnessclub in Bern nach dem Mittagessen. Auf dem Weg durch den Bahnhof die Erkenntnis, dass nahezu alle Geschäfte wieder offen sind - und alle mit dem gleichen Angebot: Absperrkordeln, Desinfektionsmittel-Dispenser, Distanzmarkierungen, Kontrollpersonal. Heimfahrt mit der S44 um 17:50. Wir sind zu Sechst auf 20 Plätzen.
Was so banal und alltäglich klingt, ist einfach nur eine Freude. Einerseits kann ich wieder einmal Verbindungen nutzen, die sonst einfach zu voll sind - zumindest, wenn man noch etwas arbeiten will (oder einen Blogeintrag schreiben wie heute). Andererseits war ich schon sehr lange nicht mehr eine Pizza essen beim Italiener.
Etwas Normalität ist zurück, eine Normalität mit weniger Dichtestress - dafür einer Gesellschaft die auf Distanz geht und sich gegenseitig mit argwöhnischen Blicken begutachtet. Aber es hat sich gelohnt, wieder einmal ins Büro zu gehen.

Sonntag, 10. Mai 2020

Mut versus Vorsicht

Ein Ausflug am Muttertag - eigentlich etwas ganz Normales. Nicht so in Zeiten von Corona, nicht wenn man so viel Zeit wie möglich zu Hause verbringen soll. Leere Züge, Strassen und Wege würde man erwarten. Weit gefehlt. Platz hatte es zwar viel in Zug und Bus. Aber das war's dann auch schon. Velofahrer, Skater, Spaziergänger, Motorräder, Cabriolets,....es war ein schöner Tag, er wollte genossen sein. Morgen wird es wieder regnen, kalte Luft nistet sich ein, eine neue Arbeitswoche beginnt. Fertig lustig.
Die Menschen sind des Virus überdrüssig, so viel ist klar. Es wird gegen Massnahmen auf der Strasse demonstriert, gleichzeitig lockt das schöne Wetter des Frühlings die Menschen ins Freie. Die Frühlingsferien sind bereits den Bach runter, Auffahrt und Pfingsten wird es nicht besser ergehen. Sommerferien? Vielleicht, vielleicht in der Schweiz. Kaum am Meer in Italien, Frankreich oder Spanien. Wenn wir es übertreiben, haben wir am Ende weniger als zuvor. Aber ob wir es schaffen, uns freiwillig einzuschränken?
Wir werden es sehen - wie immer mit etwas Verspätung.

Samstag, 9. Mai 2020

Erleichterung

Das Leben ist ein Auf und Ab. Auf den Sonnenaufgang folgt der Sonnenuntergang, der Mond erscheint und verschwindet wieder, wir werden stärker und später wieder schwächer  - ja, es soll sogar vorkommen, dass Menschen klüger und später wieder dümmer werden. Ich bezweifle das allerdings etwas, denn die steigende Erfahrung ist ja auch ein Teil der Weisheit. Auch andere Sachen entwickeln sich konstant in eine Richtung: die Zeit wie wir sie erleben und damit unser Alter. Manchmal möchte man gerne in der Zeit zurückkehren, gemachte Fehler korrigieren, schöne Momente nochmals erleben, die Lottozahlen von gestern vorgestern richtig tippen. Aber es ist eben schon wahr: wir kennen nur die Vergangenheit, gestalten können wir lediglich die Zukunft.
Die aktuelle Vergangenheit ist eine mit zahlreichen mühsamen Momenten. Eine Krise folgte fast auf die andere, und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, dass die eine nichts mit der anderen zu tun hatte. Angefangen beim PostAuto-Skandal, gefolgt vom Burnout meines Chefs, dem Aufbau eines komplett neuen Teams (ok, keine Krise, aber stressig), der Trennung und Scheidung, und zuletzt der Corona-Krise. Der Mensch kann in solchen Situationen funktionieren, es muss dann aber auch eine Zeit der Verarbeitung folgen. Man muss ja auch mal aus dem Krisenmodus raus, Normalität leben, sonst wird die Krise zur Normalität.
Ein erster Schritt, eine erste Veränderung ist gestern gemacht worden: die Haare sind wieder kurz! Auch dies ist allerdings noch im Krisenmodus erfolgt, mit Schutzmasken, Desinfektionsmittel, Kartenzahlung. Komm mir nicht zu nahe ist immer noch das Motto. Aber es ist eben doch auch ein Stück Normalität, einfach eine etwas andere halt. Freuen wir uns auf die nächsten Schritte, und hoffen wir, dass wir nicht zu schnell gehen und stolpern.

Donnerstag, 7. Mai 2020

14

Bald sind es zwei Wochen seit den ersten Lockerungen unserer Ausgangssperre. Nächste Woche zeigt sich, ob wir uns in den Gartencenter und beim Coiffeur wieder vermehrt angesteckt haben. Auf der einen Seite bin ich froh, geht wieder mehr: endlich Erde für die Tomaten einkaufen, einen neuen Teppich für die Post-Hunde-Ära besorgen, die Mähne stutzen. Endlich wieder vernünftig aussehen und bereit sein für die kommenden Sommer- und Hitzetage. Nun steht bereits der nächste Schritt vor der Türe: Restaurants, weitere Einkaufsläden, Schulen. Es geht nun rasch vorwärts - zu rasch?
Das Wohnmobil ist eingelöst, aber wo es hingeht - und wann - ist noch ziemlich offen. Vermutlich wird es heuer nur die Schweiz sein, mein geliebtes Meer ist in weite Ferne gerückt. Selbst wenn ich dort hinfahren könnte, aus Frankreich gab es heute Signale, dass die Strände zumindest im Sommer wohl nicht geöffnet werden. Gut, die Schweiz ist ja auch schön, aber Meer ist eben etwas was fehlt bei uns. Klar ist, im Hochsommer bleibe ich mehrheitlich zu Hause. Die Campingplätze werden ziemlich sicher wieder offen sein, noch sicherer sind sie gut besucht. Reservieren mache ich nicht, ganz sicher nicht in diesem Jahr. Und eigentlich habe ich auch gar keine Ferien im Juli und anfangs August. Eien Woche im Juni, dann zwei Ende August/Anfang September und zwei Ende Oktober/Anfang November. So der Plan, die Realität steht in den Sternen (gleich neben den Euromillions-Gewinnzahlen von Morgen Freitag). Eine zweite Welle ist wahrscheinlich, alleine Zeitpunkt und Höhe sind Stand heute nicht einzuschätzen. Ich rechne damit, dass wir im Mai/Juni - mit den weiteren Öffnungen und schönen, langen Sommertagen - wieder einen Anstieg der Fallzahlen erleben werden. Das wird vermutlich noch verkraftbar sein, die Stunde der Wahrheit kommt dann zwischen Juli und September. Wenn es hier nicht eine starke zweite Welle gibt, dann haben wir es vermutlich einigermassen im Griff das Corona-Virus. Und ich vermute, dass wir im 2021 irgendwann auch eine Impfung verfügbar haben werden. Bis dahin gilt es, die Schutzmassnahmen so gut wie möglich einzuhalten und auch mittels Kontakt-Tracing-App auftretende Fälle so weit wie möglich zurückzuverfolgen. Das heisst dann auch, dass wir sowohl freiwillig - durch eine Änderung in der Gesellschaft - als auch gezwungenermassen aufgrund eines Verdachtfalles, häufiger von zu Hause aus arbeiten werden als vorher. Gewisse Verhaltensweisen werden wir nicht mehr weg bringen: weniger Umarmungen, kaum mehr Wangenküsse, Händeschütteln wird zum Ausnahmefall. Desinfektionsmittel-Dispenser erkämpfen sich einen Platz im Alltag, statt Rauchpausen gibt es nun Hygiene-Breaks. Einige Veränderungen finde ich sinnvoll, andere schmerzen ein wenig (und ich weiss noch nicht, wie konsequent ich dies einhalten werde). 
Ende Mai werden wir zu Viert ins Wallis reisen, an eine Teamklausur zu einem scheidenden Kollegen. Wir haben uns überlegt, dass wir nicht fast drei Stunden pro Weg im Zug verbringen wollen, im schlimmsten Fall mit Schutzmaske, mehr oder weniger produktiv am Arbeiten. Nun reisen wir im Auto - wobei, zu Viert, das ist ja eigentlich auch ein Risiko. Vier Mann mit Schutzmaske im PW...dieses Bild hätte mich vor zwei Monaten vermutlich in einen Lachanfall ausbrechen lassen. Heute denken wir ernsthaft darüber nach. Überhaupt ist Ernsthaftigkeit ein ständiger Begleiter in unserem Alltag. Da freuen wir uns über jedes Lächeln, jede Umarmung, jedes gesellige Zusammensein (in kleinen Gruppen mit soviel Abstand wie möglich). Vergessen wir nicht, Spass zu haben - vergessen wir nicht, zu leben.

Samstag, 2. Mai 2020

Regen

Endlich ist der lang ersehnte Regen in den letzten Tagen gefallen. Wir freuen uns über Wettersituationen, die uns sonst eher die Maulecken nach unten hängen lassen. Kontakte pflegen wir in erster Linie digital, von zu Hause aus. Alltägliche Gegenstände bestellen wir im Internet und lassen sie uns nach Hause liefern. Im Fernsehen werden viele Interviews über Videocalls geführt, in mehr oder weniger guter Qualität. Wir nutzen unseren Computer und den Fernseher intensiv, sie sind gute Freunde in dieser Zeit.
Alles ist irgendwie anders, verkehrt. Solche Szenarien wurden früher Nerds am Computer zugeschrieben, welche tagelang vor dem Bildschirm ausharrten und Gamelevel um Gamelevel in Angriff nahmen. Nun soll das alles plötzlich etwas Gutes sein? Und was früher erstrebenswert war - rausgehen, sich bewegen, Freunde und Familien treffen, sich umarmen, zusammen etwas essen - das ist heute verpönnt. Man begegnet sich auf der Strasse mit Vorsicht, ja fast schon argwöhnisch: hat der Typ der mir gerade entgegen kommt Corona? Und die Frau dort beim Gemüse, die sieht doch irgendwie krank aus.
Ehrlich? Ich bin es etwas leid. Homeoffice ist ok, aber mir fehlen die täglichen Begegnungen schon. Kein Mittagessen mit den Bürokollegen, kein Training in der Halle mit den Satuslern, kein Feierabend-Bier in der Brau-Bar, kein Besuch bei den Verwandten. Als Neu-Single wäre das jetzt ein Thema, wieder öfters unter die Leute zu gehen - aber so? 
Unterm Strich wird das jede und jeder für sich entscheiden müssen. Wie oft gehe ich raus, wie weit, und wie reise ich. Trage ich eine Schutzmaske? Am Ende des Tages will das Leben ja auch gelebt sein. So wie es heute ist, passt das für eine befristete Zeit, aber irgendwann muss das ein Ende haben. Sonst sind wir am Ende alle gesund, aber frustriert. Und das kann es dann ja auch nicht sein, oder?