Sonntag, 28. Juni 2020

"Südstadt"

Vor einigen Wochen habe ich mir - mal wieder zu spät - einen Film mit einigermassen interessanter Beschreibung anschauen wollen. Ich erkannte rasch, der hat etwas Tiefe, lebt von den Dialogen und ohne den Anfang ist ihm nicht so leicht zu folgen. Also habe ich ihn aufgenommen und heute im dritten Anlauf auch angeschaut. Beim zweiten Versuch wusste ich nach 5 Minuten: heute nicht. 
Südstadt spielt in Köln und handelt im Prinzip von drei Paaren, von denen sich die Hälfte seit der Studienzeit kennt. Alle wohnen im selben Haus, sind aber völlig unterschiedlich unterwegs:
  • Eine Frau in meinem Alter, die nach mehreren erfolglosen Versuchen sicher ist, den richtigen Partner gefunden zu haben. Dumm nur, dass dieser zweigleisig fährt und sich erst gegen seine Gattin entscheidet, als diese ihn nicht zurückhaben will. Die neue Partnerin scheint immer mehr über dieses Lügengebilde zu wissen - die Geschichte bleibt offen.
  • Ein Paar mit Kind, er ergolgreich im Beruf, sie Wiedereinsteigerin - aber wie. Der Erfolg beider belastet die Beziehung zusehends. Sie wird ungewollt schwanger, will es nicht behalten - und fast gleichzeitig kommuniziert ihr Mann (de davon nichts weiss), dass er beruflich kürzer treten wolle - und für ein zweites Kind zu Hause bleiben würde. Scheint sich zu regeln, bleibt aber ebenfalls offen.
  • Das dritte Paar ist am Ende der Beziehung. Er hat soeben seine berufliche Karriere an die Wand gefahren - mit viel Absicht. Er ist seit fünf Monaten arbeitslos, seine Frau weiss von nichts. Sie wiederum hat eine Affäre will schon lange aus der Beziehung - was nun natürlich fast nicht mehr geht. Ihr Schwiegervater ist spannenderweise Chorleiter (in dem sie singt) und Vertrauensperson zugleich.
Als beim dritten Paar die Trennung vollzogen ist - auch hier der Grund: mangelnde Ehrlichkeit - fragt die Frau ihren Schwiegervater nach einer Chorprobe, ob sie weiterhin befreundet wären. Da meint er nur: "weisst du, nach 20 Jahren braucht es gewiss keine Gründe, um sich zu trennen - da gibt es genug. Nach 20 Jahren braucht es Gründe, um zusammen zu bleiben."

So habe ich das noch gar nie betrachtet. Hat irgendwas und wenn ich an den Freitag zurückdenke....da waren wir 5 vom Führungsteam in Olten, zusammen mit Monique vom HR, welche unseren Tag begleitet hatte. Wir waren beim Apéro und am Ende musste ich feststellen: 4 von 2 geschieden. Und die Geschichten sind zu 3/4 anständig und im Konsens abgewickelt worden. So kann man das auch sehen, es kommt eben vor, öfter als man sich bewusst ist und so ist man plötzlich wieder Teil einer Normalität und schwimmt doch wieder mit dem Strom - und nicht dagegen.

Und dann war da letzte Woche dieser tolle Film über Sterbehilfe in der Schweiz. Ein ernstes Thema, in vielen Szenen eine waschechte Komödie. Ich habe viel gelacht, zum Beispiel über den Fakt, dass das Bett von Patienten (aus Deutschland) zwingend auf der einen Hälfte des Zimmers stehen muss - die Grenze verläuft mitten hindurch und Suizid darf nur in der Schweiz begleitet durchgeführt werden. Eine Rolle hatte auch der Typ aus der Migros-Werbung, der uns mit unterschiedlichen Stimmen jeweils erzählt hat, welche Möbel in seiner Wohnung warum zusammen passen. Aber davon ein anderes Mal...vielleicht.

Donnerstag, 25. Juni 2020

Meilenstein

Der Tag war recht lang gestern, aber immerhin war ich ab halb Zwei zu Hause am Arbeiten. Das Dokument an dem ich arbeiten wollte, hat leider keinen Fortschritt erfahren, aber dafür konnte ich die eine oder andere Pendenz erledigen. Meilensteine waren das nicht- eher kleinere Aufgaben. Aber dafür lag ein wichtiges Dokument für den Meilenstein von nächster Woche im Briefkasten: in einem unscheinbaren, dünnen B5-Umschlag von Swiss Life befanden sich zwei A4-Blätter: eines davon lagert nun bereits im Altpapier, das andere im Dossier zur neuen Wohnung in Zollikofen. Die Zahlungsverpflichtung von Swiss Life bedeutet, dass die Wohnung finanziert ist, und die öffentliche Beurkundung am 1. Juli stattfinden kann.
Damit ist dieser Schritt so gut wie sicher, nach den Sommerferien werde ich mich mal mit dem nächsten befassen: dem Verkauf unseres Hauses. Der Weg ist also noch nicht zu Ende gegangen, aber die grösste Hürde - die Finanzierung - müsste geschafft sein.

Mittwoch, 24. Juni 2020

Pendler

Die Tage sind lang aktuell, die Sonne steht schon am Horizont beim Aufstehen und scheint auch noch beim Heimkommen - auch wenn es wie gestern etwas spät wurde. Die letzte Sitzung endete um 18:37, das reichte dann nicht mehr auf den 50er-Zug. Darum mit der RBS um 19:05 mit ein paar Sushi bestückt Richtung Solothurn, um Viertel vor Acht zu Hause - verpflegt notabene und kaum Post im Briefkasten. Nun muss man wissen, dass meine Mittagspause lang war, zwei Stunden damit mein Training im Fitnessclub Platz hatte. Dieser Rucksack musste abends noch ausgepackt werden.
Und wenn ich jetzt um 06:15 in den Zug einsteige - wieder die RBS - dann frage ich mich doch: wie lange war ich überhaupt zu Hause? Mal rechnen....19:45 bis Mitternacht, sind 4:15. Dann noch 6 Stunden bis ich aus dem Haus musste...gute 10 Stunden summa summarum. Aber bleiben wir realistisch, auch bei einer normalen Reisezeit bin ich 12 Stunden ausser Haus. So lebt es sich eben als Pendler, darum sind Homeoffice-Tage so wertvoll. Sie füllen sich dann zwar auf mit Kochen, Abwaschen, Wäsche waschen etc, aber man ist nach der Arbeit gleich zu Hause. Und irgendwann wird dann hoffentlich der Arbeitsweg wesentlich kleiner werden....

Samstag, 20. Juni 2020

Home sweet home

Nach einer Woche im Berner Oberland bin ich wieder zu Hause. Ich habe mich aber auch in Interlaken nicht als Fremder gefühlt, im Gegenteil. Die Thunersee Region ist vielleicht sogar mehr Heimat, als es das untere Emmental je sein wird. Denn mit ihr verbinde ich unzählige Erinnerungen aus meiner Kindheit,an Tage, Wochen, Jahre die ich dort verbracht habe. In Utzenstorf habe ich vor allem die Abende und Wochenende verbracht - die Tage unter der Woche war ich meist in Bern. In einem Verein war ich hier nie, Volleyball spiele ich nach wie vor in Bümpliz. Mein Lebensmittelpunkt ist darum gar nicht so einfach zu definieren. Mit dem Umzug vin Isabel nach Bern, Carmen die den gleichen Weg gehen will und die Familie meiner Schwester - auch in Bern - sind dann sehr viele meiner sozialen Kontakte in der Bundesstadt angesiedelt. Der Freundeskreis ist auch nicht so gross und stammt vor allem nicht aus Utzenstorf. Eigentlich hält mich wenig hier, auch wenn mir die Wohnlage hier soweit ganz gut gefällt. 
Paul Young sang in den Achtzigern: "wherever I lay my head, that's my home". Wo ich meinen Kopf niederlege, ist mein Zuhause - geht das mir vielleicht auch etwas so? Bin ich so schlecht verwurzelt?
Ich glaube ja. Ist doch typisch Camper, solange man ein paar persönliche Dinge bei sich hat, fühlt man sich überall wohl (wenn auch nicht unbedingt zu Hause). Das öffnet dann auch wieder ungeahnte Möglichkeiten. Man ist ja flexibel, die Bindungen lassen sich leichter lösen, wenn man nicht so stark verwurzelt ist. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Kauf der Wohnung vielleicht ein kleines Risiko. Oder aber genau die richtige Entscheidung? Vielleicht der Platz, wo ich besser Wurzeln schlagen kann? Oder vielleicht einfach eine praktische Entscheidung in meiner aktuellen Situation? Einer Situation, welche sich auch wieder verändern wird?
Eines jedenfalls ist sicher: die Hypothekarverträge liegen unterschriftsbereit auf dem Tisch - es geht voran, keine Zeit, zu lange darüber nachzudenken.

Freitag, 19. Juni 2020

Game over

Alles hat bekanntlich ein Ende - ich glaube, da sind wir uns einig. So geht es nun auch meiner Ferienwoche an den Kragen. Auf dem Tisch steht eine Tasse Kaffee, dazu gibt es noch ein Gipfeli, sobald die gute Frau Blatter ihren Laden öffnet. Zeit, Bilanz zu ziehen.


Wetter hatte ich schon besseres in der langen Tradition meiner Juni-Ferienwoche. Aber ich bin auch schon mal ins Tessin gereist, weil überall sonst nasses und vor allem kaltes Wetter angesagt war. Insofern bin ich zufrieden, nass geworden bin ich nur selten (das Wohnmobil hingegen häufig). 
Ausflüge habe ich einige gemacht, der Harder gestern war aber die einzige Bergbahn im Programm. Dafür habe ich die Langsamkeit der Schifffahrt genossen. Und auch da hat es nie geregnet, was aber im Grunde nicht weiter gestört hätte. Brienzer Rothorn und die Jungfrau-Region laufen mir nicht weg, nur Touristen wird es wohl nur noch selten so wenige haben wie im Moment. Mal schauen, was der Sommer bringen wird - gut möglich, dass die Hygienemaske langsam zum verbreiteten Bild im öV gehören wird, denn die ausländischen Touristen fehlen gerade hier an allen Ecken und Enden.
Essen war noch nie ein Problem, dazu koche ich zu gerne. Partyfilet vom Grill, Kartoffeln mit Crème fraîche, Tomaten-Mozzarella-Salat, Pouletschenkel, Carbonara-Teigwaren....dazu hatte es immer Äpfel und Aprikosen und im Tiefkühlfach einen Becher der feinen Caramel-Glacé aus der Migros.
Einkaufen ist wie zu Hause, ich kenne das Sortiment von Migros und Coop. Aber es ist auch "leider" wie zu Hause: keine speziellen Danone-Joghurts, keine Crème forrestière, keine ganz frischen Crevetten von der Fischtheke, kein Wein aus dem Ferienland den es bei uns nicht gibt, kein Veterano. Letzteres habe ich nicht vermisst im übrigen, aber die Flasche zu Hause ist fast leer, reicht wohl gerade noch für ein Tartar.
Das Gute an Ferien in der Schweiz ist, dass ich hier unbesorgt surfen und telefonieren kann - alles inbegriffen in meinem Abo. Man kann dann auch problemlos ab und zu einen Blick ins Geschäftsmail werfen - ob gut oder nicht. Und ganz angenehm für mich war das Gefühl, in den Ferien und trotzdem irgendwie einheimisch zu sein.
Mal schauen, wie sich das Jahr noch entwickelt. Vielleicht ergibt es sich, dass ich im September nochmals eine Woche im Berner Oberland verbringe. Mit feinen Köstlichkeiten aus Frankreich, denn ich habe ja zwei Wochen Ferien und eine Konfirmationsfeier dazwischen.

Donnerstag, 18. Juni 2020

Try Harder

Diese englische Aussage kann man auf zwei Weisen interpretieren: try harder - versuche es noch stärker. Oder try Harder - probier doch mal den Harder aus. Heute liess mir das strahlende Wetter keine andere Wahl, als mal nachzuschauen, wie's auf dem Harder so aussieht. Schliesslich war das nun für eine Woche mein Hausberg. Dass ich nicht der einzige sein würde, war klar. Darum entschloss ich mich für die erste Bergfahrt um 11:10. Um 11 Uhr war ich beim Anstehen an der Kasse, löste bald mein Retourticket für 20 CHF und dann hiess es erst mal Warten. Vor mir etwa 20 Personen, hinter mir wahrscheinlich das Doppelte - so genau konnte ich es nicht sagen, weil die Treppe irgendwann mal um die Ecke verschwand. Die Bahn war bereits unterwegs, man fuhr im Doppeltakt alle 15 Minuten. Beim Warten vernahm ich dann, dass im Sommer offenbar sehr viele Gruppen auf den Harder gehen, und zwar über den eigenen Zugang zur Bahn. Das ist dann gleichbedeutend mit unsäglich langer Wartezeit für Individual-Reisende. Heute hatte es zum Glück keine Gruppen und auch immer noch sehr wenige (erkennbare) ausländische Touristen. Die nächste Bahn brachte mich hoch, und wenn ich beim Anstehen noch einigermassen Abstand halten konnte, war es in der Kabine dann unmöglich. Also Maske auf, die Maskierten brachten es immerhin auf geschätzte 35%, was natürlich immer noch äusserst wenig ist für eine solche Situation.
Auf dem Harder vermisste ich dann eines: einen Kübel beim Ausgang. So blieb mit dann nichts Anderes, als die Maske erst mal mitzunehmen, und dazu muss man diese eben anfassen - so richtig, nicht nur an den Bändelchen. Schade, aber vielleicht habe ich den Kübel einfach nicht gesehen. Jedenfalls geht dann von der Bergstation eine regelrechte  "Autobahn" hoch zu Restaurant und Aussichtsplattform. Will man zu dieser, muss man eigentlich über die Terrasse des Restaurants laufen. Man kommt gar nicht umhin, die unzähligen Reservationsschilder auf den Tischen wahrzunehmen. Echt jetzt? Wie sieht das dann in der Hochsaison ohne Corona und mit besagten Gruppen aus? Keine Chance für einen spontanen Umtrunk? Wer mich kennt, der weiss wie unsympathisch mir solche Gepflogenheiten sind. Wenn man dann in Zeiten von Corona alleine aufkreuzt, ist sowieso kein Tisch mehr frei - man darf ja niemanden mehr dazu setzen. Früher hätte ich wenigstens noch die Chance auf eine angenehme Zeitgenössin gehabt.... War also nichts für mich, Hunger hatte ich sowieso noch keinen, und der wäre mir dann wohl vergangen, sobald ich das Restaurant hätte funktionieren sehen: gehört habe ich nur den einen Kellner, dieser war unüberhörbar. Seine Sprüche waren eher platt und sein Dialekt ein perfektes Hochdeutsch. Sorry, definitiv nicht meins, das roch dermassen stark nach touristischem Abriss.
Dafür entschied ich mich für den Harder-Rundgang, ausgeschildert mit den Zeichen eines Bergwegs hielt der Pfad was er versprach: steile Auf- und Abstiege, schmale Passagen, zahllose Wurzeln und Steine über die man stolpern konnte, Wasserläufe, Schlammlöcher. Meine Lowa-Schuhe konnten sich bewähren, mein Rucksack auch: er hatte die Maske geliefert und nahm meine beiden überzähligen Jacken auf, ich kam ins Schwitzen in diesen 50 Minuten.




Wieder zurück in Interlaken Ost - das Restaurant liess ich definitiv rechts liegen - irrte ich etwas unentschlossen durch die Stadt. Zuerst mal Richtung Westen, vielleicht ins Hooters? Nur wenn's einen freien Tisch an bester Lage hätte. Es hatte - ich liess es aber dennoch bleiben, hatte gar nicht so viel Hunger. Ok, nächste Idee, Sushi. Wo war der Laden noch gleich? Ich habe ihn übersehen, dafür abseits der Hauptstrasse ein Restaurant gefunden, welches richtig gut besucht war. Vielleicht hier? Aber wenn ich mir die Portionen anschaute... zu wenig Hunger. Dann war ich schon in Unterseen, kam an einem tollen italienischen Lokal vorbei. Pizza? Ne, der Hunger eben.  Dann ins Coop ein paar Sushi holen zum Mitnehmen. Sushi? Fehlanzeige. Gut, dann der Aare entlang flussaufwärts, über die Brücke wieder nach Interlaken. Diesmal habe ich das Sushilokal gefunden, gleich gegenüber dem gut besetzten Restaurant. Da war mein Blick einfach nur auf der falschen Seite gewesen. Sushi gab es hier trotzdem eine, das Restaurant öffnete erst um 17:00 Uhr. Corona liess ein weiteres Mal grüssen. Zurück auf der Hauptstrasse marschierte ich nun zum Bus, das hätte wunderbar gepasst. Bei der Take-away Creperie kamen dann Zweifel auf. Wann würde mich der Hunger einholen? Und was würde ich dann alles verschlingen? Vielleicht jetzt eine kleine Crêpe? Aber wie essen auf der Strasse mit meinen ungewaschenen Händen, und mitnehmen in den Bus? Am Ende lief ich an der Crêperie vorbei, hatte immer noch ein Hüngerchen, lief bis zur Migros, holte dort ein paar Sushi, lief zurück zum Bahnhof und wartete auf meinen Bus - den nächsten halt.

Mittwoch, 17. Juni 2020

Unter Wasser?

Nein, keine Angst, heute war es hier verhältnismässig trocken. Unter Wasser waren Keller und die Seestrasse in Gunten heute Morgen - ich war nur Unter Seen, in Unterseen um genau zu sein. Da Brienzer Rothorn, Harder und die Jungfrau-Region auch nicht besseres Wetter bieten konnten, als mein temporäres Zuhause, und weil diese Angebote alle Geld kosten, liess ich das alles bleiben. Ich habe mir aber fest vorgenommen, in diesem Jahr noch einmal einen Ausflug ins Berner Oberland zu unternehmen. Ab Juli verkehren die Dampschiffe wieder und das wäre doch etwas für den Spätsommer....und ich habe ja Ende August/ Anfang September nochmal Ferien. Zwei Wochen, die von Vali's Konf unterbrochen werden - Südfrankreich und Nordspanien sind dann eh noch kein Thema.
Gut, Unterseen also, und zwar zu Fuss. Ich montierte Regenhose, Regenhut, die Regenjacke mit Innenteil, gute Schuhe sowie den leeren Rucksack. Dann marschierte ich los, Richtung Städtli, weiter der Aare entlang bis zu einer Brücke, die mich beim Casino wieder zur Hauptstrasse zurück brachte. Nun ging's weiter zur Migros, weil ich noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen wollte. Praktischerweise hat es hier in Interlaken auch ein kleines Kleidersortiment, zufälligerweise wollte ich schon seit längerer Zeit dunkle Hosen kaufen. Passte also, vor allem zum 3-Fach-Gutschein den ich noch hatte. Spannend war auch der regionale Käse: Landshuter aus Utzenstorf. Gibt's bei uns in der Migros nicht, dafür in der Käsi (wo er ja auch hergestellt wird).
Zum Znacht kochte ich Teigwaren Carbonara, angereichert um eine Peperoni die noch weg musste und Schinkenwürfeli statt Speck. Den Käse habe ich weggelassen, aber ein frisches Utzenstorfer Ei musste natürlich sein. 

Es gibt nur Wasser....

Bern war soweit ein Erfolg; ich konnte meine Geschäfte erledigen, die indirekte Amortisation ist aufgegleist - geht zwar nicht steuerbegünstigt, aber ist dafür bei der Auszahlung steuerfrei. Jetzt sollte einfach nicht allzu viel Unvorhergesehenes mehr kommen in diesem Jahr, dann passt das recht gut. Vermutlich habe ich meinen Broker etwas lange versäumt - aber ich habe ja Ferien. Und auch das passende Wetter dazu, die Sonne schien, die Temperaturen stiegen an, meine Regenjacke wurde zum lästigen Anhängsel.
Eine Trainingseinheit später war ich zwar frisch geduscht unterwegs durch den Bahnhof, aber eher nicht mehr im Ferienmodus. Der Zug nach Interlaken stand schon bereit, ich musste mich sputen. Darum stieg ich auch einfach mal ein, vorne, wegoptimiert und darum in der zweiten Klasse. Platz hatte es genug, somit war auch eine Hygienemaske kein Thema. Auf dem Weg nach Thun kam mir dann noch die Idee, den kürzesten Weg nach Neuhaus zu wählen. Gut, dieser Zick-Zack-Kurs ist vermutlich gar nicht wirklich kürzer, aber der Wasserweg bot sich bei diesem Wetter geradezu an, die Bubenberg stand auch schon bereit. Ich erinnerte mich an Tage aus meiner Kindheit, als hier wahre Menschenmassen auf's Schiff drängten und den Verkehr auf der Seestrasse fast zum Erliegen brachten. In der Nach-Lockdown-Phase ist das - für mich angenehm - anders: man bemüht sich um Abstand, das Personal trägt eine Maske und Zeit, auch mal ein paar Worte zu wechseln. Dabei geht es der Schiffscrew wohl besser als den Angestellten im Gastrobereich: erstere fahren das Schiff - und das geht wieder ganz normal - letztere leben von den Gästen und auch deren Trinkgeld. Nun soll man mit Karte bezahlen...dabei geht natürlich auch oft das Trinkgeld vergessen. 
Die Fahrt über den See war angenehm, in Neuhaus war es dann richtig warm. Und das blieb bis am Abend so, wenn auch mehr Wolken aufzogen. Ich beschloss, mal wieder draussen zu Essen, einfach nicht zu spät. Poulet vom Grill, dazu ein Tomaten-Mozzarella-Salat, das war schnell zubereitet - aber nicht schnell genug. Bereits bei den ersten Bissen begann es zu tropfen, später setzte ein kurzer Gewitterregen ein. Und seit dem gab es eigentlich nur noch ein Wetter: Regen, mal mehr, mal weniger. Und das Tüpfelchen auf dem i war dann noch die Wetterprognose für die nächste Woche...

Dienstag, 16. Juni 2020

Bern

Wenn ich mir - Microsoft sei dank - die Fotos der letzten Jahre so anschaue, dann ergibt sich für den 16. Juni ein regelmässiges Bild: vor einem Jahr war ich in Kirchzarten, vor zwei in Kreuzlingen und drei Jahre zuvor in Turckheim. Deutschland, Schweiz, Frankreich. Immer alleine und immer gut erholt nach den Ferien. Das war jeweils meine Woche, die ich genoss und die mir viele Freiheiten gab, in der ich aber auch alles selber machen musste.
In diesem Jahr ist es eigentlich nicht anders. Gut, Unterseen ist jetzt nicht so weit weg von zu Hause. Köstlichkeiten aus dem benachbarten Ausland hat es auch keine. Aber ich bin solo unterwegs, die grosse Freiheit, darf alles selber machen und versuche mich so gut zu erholen wie nur möglich. Der Unterschied zum Alltag ist aber kleiner geworden, die Abwechslung ergäbe sich, wenn ich NICHT alleine unterwegs wäre.
Dafür motzt dann auch niemand, wenn ich aus den Ferien nach Bern zu meinem Versicherungsbroker fahre. Die grosse Freiheit eben. Im Zug nach Thun fällt mir dabei eines auf : weiter unten ist nicht nur das Tal viel breiter, auch die Wolken sind nahezu weg. Le grand beau - vielleicht hätte ich in diesem Jahr zu Hause bleiben sollen?

Montag, 15. Juni 2020

Brienz

Nomen est Omen - oder so ähnlich. Gestern mit der MS Stadt Thun nach Thun, heute mit der MS Brienz nach Brienz. Der Brienzersee ist etwas kleiner als der Thunersee, das Wetter fast noch besser als gestern. Die Sonne zeigte sich ganz verhalten und das war dann doch etwas unerwartet. Für einen Regentag ganz ordentlich.
Der "Regentag" zeigte sich dann auf dem Schiff - kaum Fahrgäste auf dem Schiff. Das war mir natürlich schon mal grundsätzlich egal, in Zeiten von Corona sowieso. Dafür konnte ich mich mit der Bedienung unterhalten. Die hatten sich offenbar auch verkalkuliert mit dem Personaleinsatz. Warum sie - im Gegensatz zu anderen Restaurants - eine Schutzmaske tragen müssen, erschliesst sich mir nicht ganz. Aber egal... Jedenfalls erfuhr ich, dass die freundliche Dame in letzter Zeit überall etwas als Aushilfe gearbeitet hatte - vermutlich musste, weil die Schiffe so lange nicht fahren durften. Nun sind irgendwie alle froh, geht's wieder los.
Diesmal habe ich mir sogar ein feines Mittagessen geleistet. Dafür hatte ich sogar auf's Morgenessen verzichtet. Als "Belohnung" gab es Eglifilet mit Pommes - nicht unbedingt gesund, aber fein.

Sonntag, 14. Juni 2020

Stadt Thun

Heute bin ich für meine Verhältnisse spät aufgestanden. 08:03 zeigte die Funkuhr, dann musste es wohl stimmen. Ich bin natürlich auch erst um Mitternacht ins Bett, trotzdem, acht Stunden sind lange für mich. Vielleicht zu lange, oder zumindest zu lange in einer ungünstigen Position. Eine hartnäckige Halsstarre schmerzt bei einigen Bewegungen, die man den Tag über oft macht. 
Zum Zmorge gab's ein Laugengipfeli und frischen Zopf. Dazu zwei Spiegeleier, Käse, Anke, Konfi, Honig, Trutenbrust, Trockenfleisch undvein Joghurt. Wegen den Spiegeleiern hatte es mehr und besonders dreckiges, also musste das Ganze noch abgewaschen werden. Und damit man mich auf dem Foto des GA noch erkennt, musste mal wieder rasiert werden. Das wäre gestern noch angenehmer gewesen bei Sonnenschein und milden Temperaturen. Nun war ich schon froh, war es nur grau.
Und nun? Ich entschied mich für die Variante "mit der Stadt Thun in die Stadt Thun". 11:45 fuhr der Bus, ich war mal wieder spät dran und nahm deshalb das Velo bis zur Haltestelle. 12:10 fuhr das äusserst schwach besetzte Schiff. Eine Cola und einen Heida später - die MS Berner Oberland und Bubenberg hatten wir gekreuzt - kam ich pünktlich in Thun an. 10 Minuten später fuhr der Bus Richtung Interlaken, und da ziehe ich schon meinen Hut: wie der Fahrer mit dem Gelenkbus durch die Baustellen zwischen der Bucht und Neuhaus fuhr, verdient grossen Respekt. Gerne hätte ich am Jahrestag des Frauenstreiks geschrieben: Fahrerin - aber heute habe ich keine gesehen, nicht im Bus und nicht auf dem Schiff. 

Stürmische Zeiten

Gestern gab es bei mir Kabeljau mit Knoblauch in Butter gebraten, dazu einen Blattsalat und das restliche Brot in Scheiben, getoasted. Gekocht habe ich drinnen, getoasted draussen. Dazu war es einfach nur grau, der Wind hatte gegen Fünf Uhr begonnen, uns Regenwetter heranzubringen. Meine gut verankerte Markise habe ich dann doch eingezogen, was bedeutete:
  • Grillzange weg
  • Beleuchtung abmontieren
  • Beide seitlichen Spannstangen entfernen
  • Den Rafter in der Mitte entfernen - nun begann die Markise zu "arbeiten"
  • Sturmabspannung lösen
  • Ganz schnell eindrehen
Und wisst ihr was? Eine gute Stunde später stand das Ganze schon wieder. Denn noch besser als gegen die Sonne wirkt das Teil eben gegen Regen. Und davon sollte es ja genug geben. Dass dann Interlaken im Meteo erwähnt wurde (Böen bis 96 Km/h) erstaunte mich dann doch ein wenig. Überhaupt war das Ganze viel weniger schlimm, als die Prognosen vermuten liessen. Kein Starkregen, kaum mehr Wind - aber eine deftige Abkühlung.

Wenn ich mir die Wochenprognose so anschaue, dann muss ich mir wohl etwas einfallen lassen, um nicht im Wohnmobil zu versauern. Oder ich fange an zu meditieren, wobei ich noch nicht erahnen kann, mit welchen Erkenntnissen ich dann wieder abreisen würde. Mit einer Erleuchtung wäre allerdings wohl nicht zu rechnen bei diesem trüben Wetter.

Samstag, 13. Juni 2020

Lange Anreise

Wie das eben so ist in einem Tal - es wird eng, Nadelöhre entstehen. Bei Schienenfahrzeugen entsteht das noch viel schneller,  dann nämlich, wenn nur ein Gleis zur Verfügung steht. Die Reise nach Bern erwies sich als trickreich. Zuerst war ich selber so tiefenentspannt, dass ich am Ende selber spät dran war. Ich schaffte es gerade so pünktlich zur Haltestelle - der Bus nicht, war aber nicht schlimm. Denn der Zug kam gar nicht. "Zug blockiert Strecke" - gut, soweit klar, aber Richtung Interlaken Ost oder Richtung Spiez? Mit nahezu einer halben Stunde fuhr ich dann mit dem Regio Richtung Spiez, wo der Lötschberger auf uns und die noch mehr verspäteten Reisenden aus dem Simmental wartete. Wer auf den Intercity Interlaken-Basel wartete, steht wohl heute noch dort.
Dafür passte dann alles beim japanischen Fondue. Das war gemütlich, fein, ein Erlebnis und hat gezeigt, dass wir eben immer noch eine Familie sind. Tout Berne schien in den Gassen unterwegs zu sein, tout Hygienemasken hingegen zu Hause. Sei's drum, ich bleibe nicht zu Hause und warte auf den nächsten Lockdown. Vielleicht hilft uns ja das schöne Wetter, denn draussen ist ja alles nicht ganz so gefährlich. 




Am Samstag habe ich dann Interlaken zu Fuss erkundet: einmal vom Ostbahnhof zum Westbahnhof und wieder zurück. Problem: ich hatte nach Trinkgeld im Restaurant, Taxifahrt und Brot kaum noch Bares. Der einzige (!) Postomat steht bei der Post und die ist fast beim Westbahnhof. Blöd nur, dass der Automat ausser Betrieb war. Immerhin kann ich mit dem Plus-Set auch an fremden Automaten gebührenfrei Geld beziehen. Dank der Credit Suisse hatte ich nun Geld genug für ein Bier in der Tasche. Also wieder zurück Richtung Ostbahnhof. Unterwegs kam mir in den Sinn, mal den Fahrplan zu konsultieren. Und schon rauschte der Bus vorbei, alles klar,  in einer halben Stunde wieder. Und nun? Doch ein Bier? Ins Hooters an dem ich nun schon zum zweiten Mal vorbei lief? Und warum ins Hooters - wegen der Bedienung in Hotpants und knappen Shirts? Kann ich auch zu Hause haben - das Bier meine ich. Am Ende wurde es eine Cola Zero aus dem Coop am Ostbahnhof. Das Bier gab's dann beim Wohnmobil, um halb Drei, mit 10'000 Schritten auf dem Zähler. Jetzt geniesse ich noch das Sommerwetter und warte auf den Sturm...


Freitag, 12. Juni 2020

Unterseen

Heute war bereits um halb 11 Feierabend. Nicht nur das, Ferien sind angesagt, immerhin eine Woche lang zumindest wenig PostAuto in meinem Alltag. Zuerst musste mal das Wohnmobil auf Platz, das hiess mit dem Velo hin und das Velo auf dem Wohnmobil wieder zurück. Nach dem Motto "Platz ist auf dem kleinsten Parkplatz" stellte ich das Fahrzeug in einer eleganten Kurve über den Post-Vorplatz bei uns auf einen freien Platz. Jein Parkplatz,  sondern zwei Drittel auf eine Wiese - aber das ist für Wohnmobile nichts Ungewöhnliches. Die letzten Utensilien waren schnell eingeladen, das Nötigste für's Morgenessen gekauft und um 12 Uhr ging's ab nach Unterseen.
Frau Blatter war schon in den Startlöchern. Kein Wunder, sie sieht ja auch jeden der auf den Platz fährt. Nach der Begrüssung gab's zuerst einen Rundgang überden Platz, inklusive Corona-Briefing. Hat schon Spuren hinterlassen bei den Sanitäreinrichtungen. Da steht zum Beispiel als Regel, dass nur eine Person pro Parzelle abwaschen darf. Immerhin dürfen noch alle auf die Toilette und die Dusche benützen. Frau Blatter war es denn auch, die nach dem Papierkram das Einweisen auf der Parzelle übernahm. Das klingt "militärisch", ist aber nur eine willkommene Hilfe. Erstens ist ein Teil der Parzelle befestigt - sieht man aber nicht - und zweitens macht sie das saugut. Ich habe noch nie jemanden so gut einweisen sehen. Deshalb nahm ich auch ihren Rat dankbar an, keine Markise auszufahren - was angesichts des veritablen Föhnsturms auch klar war. Trotzdem haben wir dann bei drei verlassenen Wohnmobilen die Markise eingefahren - für ein Fahrzeug kam jede Hilfezu spät, da gibt's wohl etwas Neues.
Erstaunlich war, dass die Satellitenschüssel trotz des Windes von Anfang an funktionierte. Da habe ich schon viel länger geübt. Nach zwei Stunden war alles in perfekter Gemütlichkeit erledigt, Brot für den nächsten Tag bestellt und die Ferien "eingerichtet". Und dann war es auch schon wieder Zeit abzureisen, nach Bern, zum japanischen Fondue. Gemütlichkeit war auch hier der Plan, es kam anders. Davon aber mehr im nächsten Beitrag.

Dienstag, 9. Juni 2020

Die Reihen füllen sich

Ich sitze im Zug nach Bern, es ist Dienstag  morgens um halb Sieben. 20 Plätze bietet die erste Klasse, 6 Personen sitzen - jeder in "seinem" Abteil. Das ist schon etwas mehr als letzte Woche und gleich werden in Burgdorf Leute zusteigen. Eine Person hat eine Maske auf, verdammt wenig wenn man weiss, dass in der ersten Klasse viele Mitarbeitende im öffentlichen Verkehr sitzen. Und diese sollten den übrigen Fahrgästen als Vorbild dienen. Vielleicht kommen meine Masken doch noch zum Einsatz, denn irgendwann werden es dann zu viele Reisende sein im Abteil, ganz zu schweigen von der Situation im Bahnhof. Zuerst werde ich aber noch versuchen, auf Züge mit weniger hoher Belegung auszuweichen.
Was mir immer noch nicht klar ist: warum laufen zahlreiche Zeitgenossen durch den ganzen Zug? Suchen sie ein komplett freies Abteil? Und warum kann man nicht draussen dem Zug entlang laufen? Draussen soll das Ansteckungsrisiko viel kleiner sein. Nun, der Mensch verhält sich eben nicht immer rational, wir agieren mit Verstand und Herz. Und diese Kombination ist auch der Grund, wieso sich unser gesellschaftliches Zusammenleben gerade ändert: wir haben über den Verstand neue Verhaltensregeln verinnerlicht, nun mit den Lockerungen diktiert vor allem unser Gefühl, was davon in welcher Ausprägung zum Standard wird. Interessanterweise ist dabei als Gefühlskomponente der "gesunde Menschenverstand" gefragt. Der rein logische Verstand scheint also ungesund zu sein? Und wie verhält es sich dann mit dem Augenmass, können dieses Blinde nicht anwenden? Können Taube nicht auf ihre innere Stimme hören?
Natürlich ist das alles Blödsinn. Aber bei vielen Themen bekommt man zuweilen den Eindruck, die Menschheit wäre zumindest schwerhörig und hätte eine globale Sehschwäche. Wer weiss, vielleicht lernen wir gerade jetzt wieder eine Lektion dazu. Jedenfalls tut die Krise Vielem gut - der Luftqualität, den Thunfischen in Spanien, vielleicht sogar uns Menschen, in letzter Konsequenz.

Sonntag, 7. Juni 2020

Vatertag

Google hat uns heute wieder einmal mit einem speziellen Schriftzug überrascht. Das deutet jeweils darauf hin, dass an diesem Tag etwas Besonderes stattfindet, beispielsweise Feiertage, Jahrestage, historische Ereignisse (von denen man dies aber nur vermuten kann, weil sie ja erst stattfinden). Manchmal ist die Symbolik selbsterklärend, manchmal eben nicht - dann klicke ich hin und wieder drauf und lasse mich überraschen.
Heute sah das so aus:

Ich hatte natürlich keine Ahnung, was Google damit darstellen wollte - eine Pflanze? Gut, wenn man es dann weiss - auch hier führt ein einziger Klick zu mehr Wissen - dann ist das durchaus passend: die Blüte hat ein Gesicht, irgendwie männlich, mit Schnauz. Die Kügelchen rechts sind dann auch nicht fressgierige Raupen, sondern Samen aus denen neue, starke Pflanzen werden sollen. Die Herzchen passen in beiden Interpretationen ins Bild. Hier bedeutet das Ganze: heute ist Vatertag.
Da in unserer Familie bereits der Muttertag seit Langem  in seiner Bedeutung herunter gespielt worden ist -durch die Mutter selber notabene - kann mir der Vatertag ja gar nicht im Bewusstsein verankert sein. Überhaupt haben wir - als Familie, vielleicht sogar als aufgeklärte westliche Gesellschaft - die Feiertage generell abgewertet: ist ja nur ein Geburtstag, Weihnachten ist nur noch Kommerz, Auffahrt und Pfingsten - was wird da genau gefeiert? Und den Vatertag kennt sowieso hierzulande fast niemand, was wohl mit den immer noch gelebten traditionellen Rollenmodellen zu tun hat.
Nun muss man ja nicht immer gleich eine Riesenparty veranstalten und der Völlerei hulden. Aber man(n) sollte den Moment geniessen und heute eben stolz - besonders stolz - auf seine Kinder sein. Sich einmal auf die eigene Schulter klopfen und zu sich selber sagen: gut gemacht. Und vielleicht den einen oder anderen speziellen Tag mit einem feinen Essen und einem guten Glas Wein zelebrieren. Das nächste, hierzulande nicht gross bekannte Fest steht bereits vor der Tür: Midsommar, die Sonnenwende am 20. Juni. 

Montag, 1. Juni 2020

Montag - Pfingstmontag

Fühlt sich an wie Sonntag, ist aber ein Montag. Das ist der Pfingstmontag in unseren kulturell-religiösen Breitengraden. Normalerweise sind an diesem Wochenende die Strassen voll, die Campingplätze auch, und bei schönem Wetter auch die meisten chilligen Orte an unseren Flüssen und Seen. In diesem Jahr ist so Vieles anders, so normal wie ein Sonntag zu Hause. Gestern waren wir zwar nicht die einzigen auf der Strasse, bei weitem auch nicht das einzige Wohnmobil. Aber störungsfrei durch den Gubristtunnel, ohne Verzögerung über das Autobahnkreuz Härkingen, das hat schon Seltenheitswert. 
Um Viertel vor Eins waren wir in Pfyn, alles hatte eine gewisse Normalität. Die Hunde freuten sich, waren aber auch nicht anders, als wenn ich früher von der Arbeit nach Hause kam. Es sind jetzt nur noch vier, immer noch genug, aber der älteste Border-Collie musste leider gehen. Der Gruppe tut es gut, es hat sich eine andere Dynamik ergeben die besser passt. Ein gemütlicher Schwatz, ein feines Essen, alles paletti - und doch auch irgendwie speziell. Man sucht sich die Gesprächsthemen mit Sorgfalt aus, muss sich immer wieder vor Augen führen, was die anderen schon wissen - oder wie viel eben noch nicht. Unterm Strich habe ich die Hunde besucht, Astrid zwar auch, aber das ist zweitrangig und hätte wohl auch per Telefon erledigt werden können. Hunde können aber eben nicht wirklich gut telefonieren... Dafür können sie etwas ganz gut: leben, den Tag geniessen, wertschätzen was sie haben - und das alles ohne viel nachzudenken.
Es hat mich gefreut, Dylan und Skipper wiederzusehen, die beiden Wollknäuel zu knuddeln und ihre Unbeschwertheit zu sehen. Ich werde versuchen, mir ein Stück davon abzuschneiden. Ich sollte wohl weniger nachdenken und grübeln, dafür einfach den Tag geniessen. Heute wäre der perfekte Tag, damit anzufangen: die Sonne scheint, der Garten lockt, und der Montag ist eben ein arbeitsfreier Sonntag.