Mittwoch, 1. Januar 2020

Mitternacht

Der Mensch pflegt offenbar die Tradition, am Ende eines Jahres auszumisten und mit allerlei Gerümpel die Entsorgungsstationen zu stürmen. Haben wir auch gemacht, macht auch Sinn. Platz für Neues zu schaffen - vor allem in Konsumgesellschaften. Neues braucht eben Platz und da dieser endlich ist, braucht es eben dieses Ausmisten. Und dabei sind dann plötzlich Dinge auf der Abschussliste, die man früher immer aus sentimentalen Gründen behalten hat. Geschenke von denen man sich nicht trennen wollte, Souvenirs aus früheren Dekaden, noch funktionierende aber nie mehr gebrauchte Alltagsgegenstände, und und und. Am Ende eines Jahres fällt es uns offenbar leichter, diese Ladenhüter zu entsorgen.
Neues mag ich grundsätzlich; Neues bringt zahlreiche Chancen mit sich. Neu ist unverbraucht und rein, wie die Luft nach einem Gewitter. Neues birgt aber auch Risiken, ist uns unbekannt, bringt uns aus der Komfortzone heraus. Diese Dualität fördert uns heraus und da wir von Natur aus verschieden sind, reagieren wir auch unterschiedlich auf Neues. Und mit dem Alter nimmt die Lust auf Neues vermutlich auch etwas ab. Und obwohl ich von mir behaupte, dass ich gerne mal neue Wege beschreite, fällt mir das doch nicht immer gleich leicht.  Einen neuen PC habe ich recht schnell im Griff und viel Freude daran. Ein neues Gericht zu kochen bereitet mir in der Regel auch kein Kopfzerbrechen. Mich mit neuen Nachbarn zu arrangieren kriege ich auch noch hin. Neue Bekanntschaften zu schliessen fällt mir hingegen etwas schwer. Aber man kann sich ja auch selber erneuern, ohne dass man die eigene Persönlichkeit aufgeben muss. 
Neu wird jetzt zuerst einmal das Jahr. Was es uns bringen wird, wissen wir noch nicht - wir können es uns auch nicht auslesen. Genau wie beim Wetter müssen wir annehmen, was uns geboten wird. Wir können darüber schimpfen, uns freuen oder es einfach als gegeben akzeptieren. Beim Wetter gibt es noch den Spruch:" es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung". Und im übertragenen Sinn gilt das doch eigentlich auch für das neue Jahr, für's 2020. Machen wir das Beste daraus....