Sonntag, 28. Juni 2020

"Südstadt"

Vor einigen Wochen habe ich mir - mal wieder zu spät - einen Film mit einigermassen interessanter Beschreibung anschauen wollen. Ich erkannte rasch, der hat etwas Tiefe, lebt von den Dialogen und ohne den Anfang ist ihm nicht so leicht zu folgen. Also habe ich ihn aufgenommen und heute im dritten Anlauf auch angeschaut. Beim zweiten Versuch wusste ich nach 5 Minuten: heute nicht. 
Südstadt spielt in Köln und handelt im Prinzip von drei Paaren, von denen sich die Hälfte seit der Studienzeit kennt. Alle wohnen im selben Haus, sind aber völlig unterschiedlich unterwegs:
  • Eine Frau in meinem Alter, die nach mehreren erfolglosen Versuchen sicher ist, den richtigen Partner gefunden zu haben. Dumm nur, dass dieser zweigleisig fährt und sich erst gegen seine Gattin entscheidet, als diese ihn nicht zurückhaben will. Die neue Partnerin scheint immer mehr über dieses Lügengebilde zu wissen - die Geschichte bleibt offen.
  • Ein Paar mit Kind, er ergolgreich im Beruf, sie Wiedereinsteigerin - aber wie. Der Erfolg beider belastet die Beziehung zusehends. Sie wird ungewollt schwanger, will es nicht behalten - und fast gleichzeitig kommuniziert ihr Mann (de davon nichts weiss), dass er beruflich kürzer treten wolle - und für ein zweites Kind zu Hause bleiben würde. Scheint sich zu regeln, bleibt aber ebenfalls offen.
  • Das dritte Paar ist am Ende der Beziehung. Er hat soeben seine berufliche Karriere an die Wand gefahren - mit viel Absicht. Er ist seit fünf Monaten arbeitslos, seine Frau weiss von nichts. Sie wiederum hat eine Affäre will schon lange aus der Beziehung - was nun natürlich fast nicht mehr geht. Ihr Schwiegervater ist spannenderweise Chorleiter (in dem sie singt) und Vertrauensperson zugleich.
Als beim dritten Paar die Trennung vollzogen ist - auch hier der Grund: mangelnde Ehrlichkeit - fragt die Frau ihren Schwiegervater nach einer Chorprobe, ob sie weiterhin befreundet wären. Da meint er nur: "weisst du, nach 20 Jahren braucht es gewiss keine Gründe, um sich zu trennen - da gibt es genug. Nach 20 Jahren braucht es Gründe, um zusammen zu bleiben."

So habe ich das noch gar nie betrachtet. Hat irgendwas und wenn ich an den Freitag zurückdenke....da waren wir 5 vom Führungsteam in Olten, zusammen mit Monique vom HR, welche unseren Tag begleitet hatte. Wir waren beim Apéro und am Ende musste ich feststellen: 4 von 2 geschieden. Und die Geschichten sind zu 3/4 anständig und im Konsens abgewickelt worden. So kann man das auch sehen, es kommt eben vor, öfter als man sich bewusst ist und so ist man plötzlich wieder Teil einer Normalität und schwimmt doch wieder mit dem Strom - und nicht dagegen.

Und dann war da letzte Woche dieser tolle Film über Sterbehilfe in der Schweiz. Ein ernstes Thema, in vielen Szenen eine waschechte Komödie. Ich habe viel gelacht, zum Beispiel über den Fakt, dass das Bett von Patienten (aus Deutschland) zwingend auf der einen Hälfte des Zimmers stehen muss - die Grenze verläuft mitten hindurch und Suizid darf nur in der Schweiz begleitet durchgeführt werden. Eine Rolle hatte auch der Typ aus der Migros-Werbung, der uns mit unterschiedlichen Stimmen jeweils erzählt hat, welche Möbel in seiner Wohnung warum zusammen passen. Aber davon ein anderes Mal...vielleicht.