Sonntag, 31. Mai 2020

Pfingsten

An Pfingsten soll es bekanntlich am "ringsten" gehen - aber was genau ist damit  gemeint? Vielleicht die Reise nach Mostindien mit dem Wohnmobil? Da wäre ich natürlich schon froh, wenn das einigermassen staufrei abgehen würde. Wobei der Sonntag wohl nicht der kritischste Tag ist...Einkaufen war gestern und Rückreise ist Morgen.
Vielleicht über das Leben nachdenken? Sollte man ja hin und wieder, aber auch nicht allzu viel. Wenn ich allerdings etwas zurückblicke, dann kommen schon so ein paar Fragen auf. Die letzten Jahre - vielleicht auch nur die letzten 24 Monate - waren schon von Überraschungen geprägt. Angefangen hatte alles mit dem PostAuto-Skandal - der hat uns alle vor Augen geführt, dass auch das Undenkbare möglich ist. Ich hatte damals schon zu rechnen begonnen, es aber schnell wieder aufgegeben. Es musste im Job weitergehen, für einen goldenen Fallschirm war ich definitiv noch zu jung (da fehlten aber auch nur noch acht Jahre). Diese (oder eine ähnliche Perspektive) hat dann dazu geführt, dass ich zuerst ein halbes Jahr interimistisch, und dann offiziell Chef einer immer grösser werdenden Truppe wurde. Aus dem kleinen Team sind bis heute 24 Kolleginnen und Kollegen geworden - auch ein Teilstück meines Lebensweges, den ich mir so nie vorstellen konnte. Nun denn, dann war mein Chef plötzlich endgültig weg von PostAuto - das sah ich dann schon eher kommen, war aber ein Jahr zuvor noch undenkbar.
Warum eigentlich haben solche Möglichkeiten in meinen Gedanken nie eine Rolle gespielt? Vielleicht weil sie unbequem waren, unwegsame Wege mit vielen Kurven und Hindernissen darstellten? War ich mir einfach zu sicher, dass es vorderhand so weitergehen würde? Ich weiss es nicht, aber vermutlich wusste ich es unterbewusst schon immer, dass es nicht "einfach so" weiter würde gehen können.... Und offenbar kam auch Astrid zu ähnlichen Schlüssen, wenn auch aus anderen Gründen.
Wie hätte die Reise denn nun im alten Modell ausgesehen? Einfach mal weiterarbeiten bis 60 oder 62, dann eine zwar nicht riesige, aber genügende Rente beziehen und das machen, was man eigentlich schon immer wollte? Und was wäre das dann gewesen - Reisen? Und wenn mit Reisen Schluss gewesen wäre, ins Altersheim? Keine Ahnung, vermutlich habe ich das auch immer etwas grob gehalten, um mir nicht allzu viele Gedanken dazu machen zu müssen. Denn es ist schon so, mit 20 hat man vielleicht Pläne oder zumindest Vorstellungen von Familie, Kindern und Karriere. Aber irgendwie sind diese Punkte alle bereits abgehakt bei mir - und jetzt?
Eine Midlife-Crisis habe ich mir bis heute erspart (böse Zungen behaupten, ich hätte einfach keine Zeit dazu gehabt). Aber die Scheidung hat nun einen wesentlichen Baustein des Fundaments meines Lebensplans entfernt: die Partnerschaft. Alles, was kommt, einfach zusammen zu erleben. Und das führt nun logischerweise zu neuen Perspektiven und Überlegungen. Im Moment scheint alles einigermassen vorgespurt zu sein, die Wohnung in Zollikofen scheint zu klappen, der Hausverkauf sollte auch kein allzu grosses Problem sein, der Job ist zwar anstrengend - aber ich habe ja Zeit für sowas. Nur....wenn ich eines gelernt habe in den letzten 24 Monaten, dann dass sich alles ziemlich schnell verändern kann. Und deshalb brauche ich auch noch etwas mehr als nur Arbeit und Pension als Perspektive. Warten wir mal ab, was da noch kommt....