Montag, 13. Juli 2020

Home-Office

Es ist eine Realität für viele Mitmenschen geworden - Home-Office. Covid-19 hat der Digitalisierung einen gewaltigen Schub verliehen, das fremdsprachige Wort ist greifbar, fühlbar, spürbar geworden. Wie so viele Errungenschaften lässt sich auch diese primär in englischer Sprache benennen. Auf Deutsch wäre dies dann - wörtlich übersetzt - Heimbüro. Ja was denn nun genau? Ein Heim im Büro ja wohl nicht, das genaue Gegenteil trifft es wohl eher. Aber nicht etwa ein Büro in einem Heim, zumindest im Normalfall nicht.
Das Wort setzt sich zusammen aus "Home" und "Office", also dem klassischen Spannungsfeld eines typischen westeuropäischen Büroangestellten - pardon, Officeworker. Am Morgen rief früher das Büro, am Abend das Zuhause - und am Wochenende für viele die grosse Freiheit. Heute ruft gar nichts mehr. Das Büro ist zu Hause, die Aussenwelt gefährlich und darum das Wochenende alles andere als Freiheit. Am ehesten noch im eigenen Auto, aber auch dies führt letztendlich zu Staus und darum zum Gegenteil von Freiheit. Ferien im Sommer 2020? Die Schweizer bleiben mehrheitlich zu Hause, freiwillig in nationaler Quarantäne sozusagen.
Tsja, das ist es nun also, das grenzfreie Europa. Wir ziehen uns zurück in die vermeintliche Sicherheit innerhalb der eigenen Landesgrenzen. Wir meiden Menschenansammlungen, misstrauen unseren Mitmenschen - oder trauen ihnen jede schlimme Krankheit zu. Wer hustet, niest oder Fieber hat, wird quasi vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen. 

Aber halt - betrachten wir die heutige Situation mal anders. Denken wir uns das Coronavirus mal weg und beurteilen wir nur die Veränderungen:
  • Wir reisen weniger oft und weniger weit
  • Wir bleiben zu Hause bei Krankheitssymptomen
  • Im Zug und Bus hat es in der Regel einen Sitzplatz für alle
  • Wir halten respektvoll Abstand zu unseren Mitmenschen
  • Wir geniessen die weniger gewordenen sozialen Kontakte
  • Wir erkennen die Führungsqualität unserer Anführer - es gibt grosse Unterschiede!
Alle diese positiven Aspekte "verdanken" wir einem für uns unsichtbaren Etwas, von dem wir noch so wenig wissen. Wir betrachten es als Feind, bemühen uns darum, die menschliche Immunabwehr darauf vorzubereiten. Im besten Fall führt eine Impfung über die Jahre zu einem Verschwinden des Virus. Im schlechtesten folgt auf die Impfung ein neues, noch intelligenteres, welches dann die Köpfe der Forscher erneut wird rauchnen lassen.

Das Jahr 2020 ist in der Tat ein Jahr der unerwarteten Entwicklungen. Manchmal habe ich wirklich den Eindruck, es bliebe kein Stein auf dem anderen. Aber wie heisst es so schön? Auch aus den Steinen die Dir in den Weg gelegt werden, lässt sich etwas Schönes bauen. Also her damit - mit Steinen kenne ich mich langsam aus...