Sonntag, 20. September 2020

Veränderung - die Konstante im Leben

Gestern waren wir alle zusammen in Chur. Die Abschlussfeier fand in diesem Jahr in einem speziellen Rahmen statt, nicht alles war nachteilig daran - zumindest nicht für uns. Corona sorgte für Abstand zwischen den Familien, legitimierte strikte Abläufe und brachte vor allem viel weniger Menschen zusammen. Statt der üblichen 3 Feiern, führte die Fachhochschule Graubünden in diesem Jahr 13 durch. Das gab der einzelnen Feier einen familiären Charakter und den Referenten viel Übung und Erfahrung. Die Sitzplätze wurden zugewiesen von Platzanweiserinnen, die Absolventen und Absolventinnen verliessen den Saal durch die hintere Tür, entfernten die Maske kurz vor dem Betreten durch die rechte Tür, nahmen Glückwünsche und Diplome in Empfang und verliessen den Saal durch die linke Tür - Maske auf. Die Übergebenden trugen Handschuhe und standen - maskenfrei in grossem seitlichen Abstand - hinter einer Plexiglas-Scheibe.


War ein schöner Tag in Chur, auch Hin- und Rückfahrt verliefen weitgehend störungsfrei, vor allem bin ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr ohne Verzögerung über das Autobahnkreuz Härkingen gefahren - gestern schon. Der Tag löste aber auch melancholische Gefühle in mir aus: wieder ein Abschluss, wieder ein Abschnitt der zu Ende geht. In zwei Wochen folgt dann der Auszug von Carmen und dann stehen definitiv alle vier Mitglieder der LoeKis-Gang auf eigenen Beinen. Spannenderweise zwei davon...sagen wir mal in einer WG, zwei sind solo unterwegs. Auch das ist nicht unbedingt überraschend, etwa so haben sich diese Gene offenbar schwergewichtig verteilt. Ich wünsche mir vor allem für Carmen, dass sie diese Veränderung leicht schafft, die neuen Freiheiten geniesst und dabei nicht vergisst, dass da noch drei andere LoeKis sind, welche gerne zuhören und weiterhelfen, wenn mal ein Stein auf dem Lebensweg im Weg steht.


Wer sich nicht bewegt, steht still - wer sich nicht verändert und anpasst, hat schon fast verloren. Es steht aber nirgends geschrieben, wie man sich verändern soll, wohin bewegen und in welcher Form anpassen. Das ist vermutlich auch die Stärke des Menschen, dass wir uns unterscheiden. Und es ist die Taktik der Natur, viele Wege auszuprobieren - im Wissen darum, dass nicht alle Varianten erfolgreich sein können und sich nur wenige durchsetzen werden. Das Coronavirus ist aktuell eine sehr erfolgreiche Variation, aber der Mensch passt sich an - auch hier gibt es unterschiedliche Wege, Wirkung und der zu zahlende Preis sind unterschiedlich (Schweden als abweichendes Beispiel in Europa hat da seine Erfahrungen bereits gemacht). Da uns glücklicherweise die jahrzehntelange Erfahrung mit Pandemien fehlt, ist es nachvollziehbar, dass nicht alle Bürger den von ihren Regierungen vorgegebenen Weg als richtig erachten. Veränderungen führen eben zu Verunsicherung, und es ist auch menschlich, dass die Einen eher die Risiken sehen und andere die Chancen. Und letztlich bin ich wieder am gleichen Ort angelangt wie im letzten Beitrag: carpe diem - nutze denTag, geniesse den Tag.