Freitag, 18. September 2020

Käthe

Freitagabend im "Ersten" werden manchmal ganz gute deutsche Eigenproduktionen gezeigt. "Praxis mit Meerblick" gehört dazu, die "Eifelpraxis" auch, und heute eben wieder mal "Käthe und ich". Käthe ist ein Australian Shepherd, eine Hündin welche zusammen mit einem Psychologen Menschen mit Herausforderungen betreut. Dabei hat der gute Paul selber genügend solcher Herausforderungen: seine Frau - eine berühmte Tänzerin - ist seit einem Unfall gelähmt. Nicht ohne Hoffnung wieder gehen zu können, aber mit abgeschlossener Berufskarriere. In den aktuellen zwei Folgen, welche ausgestrahlt wurden, wandelt sich die Stimmung von Lethargie und Gleichgültigkeit, zu Euphorie und Tatendrang. Am Ende verlässt sie ihn um ihren Weg zu gehen - damit er sein Leben weiterleben kann, damit er glücklich werden kann, weil sie ihn liebt. Der Patient des Psychologen war heute ein sterbenskranker Vater und Ehemann, welcher Frau und Tochter ebenfalls verlassen hatte - vermutlich aus den gleichen Gründen. Der Schlusssatz, nachdem dieser Mann gestorben und Paul von seiner Frau verlassen waren: " viele Menschen fürchten sich vor dem Tod - dabei ist er der beste Ratgeber für das Leben. Seine Botschaft ist ganz einfach: das Jetzt zählt".

Blöd nur, wenn das Jetzt gar nicht so Spass macht. Arbeit ohne Ende, Corona-Defizite allerorten (die vermutlich nachhaltig wirken werden), Menschen gehen auf Distanz.... echt jetzt? Gut, auch dieses Jetzt zählt, es ist die aktuelle Realität für uns. Und die Message ist ja nicht, das Jetzt wäre toll. Es geht darum, jedem Tag ein paar Strahlen Sonnenschein, ein Lächeln und ein Stück Glück abzuringen. Auch wenn der gute Paul auf mich nicht einen glücklichen Eindruck gemacht hat, auch wenn er nicht die wärmenden Strahlen der Sonne genossen hat und er schon gar nicht gelächelt hat. Macht er eigentlich nie der Paul. 
Und Käthe kann ja nicht lachen. Aber eigentlich schaue ich diese Sendungen wegen ihr, wegen Käthe, der Aussie-Hündin.