Sonntag, 16. Mai 2021

Spaziergang mit Cathy

 Zum Glück gibt es diese kleinen Helferleins auf unseren Smartphones. Und zum Glück gibt es Sender, die immer mal wieder dieselben Filme zeigen. Ich bin - und das ist noch gar nicht so lange her - in einen Film von Cecelia Ahern reingezappt, direkt in einen Song der mir wirklich gut gefallen hat. Leider war damals das Handy gerade beim Laden und die spielen in einem Film ja nie den ganzen Song, sondern nur ein paar Takte. Heute habe ich den ganzen Film gesehen, nicht zum ersten Mal muss ich zugeben, aber ich hatte gerade Lust darauf. Die gute Dame stammt ja aus Dublin und auch ihre Geschichten erzählen, soweit ich das beurteilen kann, von der grünen Insel. Ja, und da war er wieder dieser Song, ich hatte das natürlich schon wieder vergessen, aber diesmal war ich schnell genug. Und so weiss ich jetzt, dass der Titel "in he comes" lautet und die irische Sängerin Cathy Davey ihn geschrieben hat (und auch singt). Ich kannte diese Sängerin bis heute nicht, uns so schien es mir eine gute Idee zu sein, sie mit auf einen Spaziergang zu nehmen.

Natürlich nicht persönlich, nur ihre Songs. Spotify lässt grüssen, kurz alles herunterladen und los ging's. Ich glaube, die gute Cathy Davey wäre wohl auch nicht mitgekommen, das Wetter war ganz unirisch - nicht nur nass, sondern eben sehr nass. Aber es gibt ja bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung - dazu komme ich aber später nochmal. Dass es nass werden würde, war von Anfang an klar gewesen. Nun hätte ich ja die Möglichkeit gehabt, so ein bisschen durch das Dorf zu wandern, auf Asphalt, nur nass aber sauber. Ich bin dann einmal losmarschiert Richtung Hasenmatte, weil ich zuerst den Gedanken hatte, mal wieder zum Schloss zu gehen. Aber dann dachte ich mir, das hast du doch ein paar Mal gemacht in den letzten Wochen. Heute sollte es mal was Anderes sein. Heute bog ich beim Bahnübergang anders ab, lenkte meine Schritte Richtung Fussballplatz und dann über die Feldwege in einem weiten Bogen zurück Richtung Dorf. Diesen Weg hatte ich schon lange nicht mehr in Angriff genommen, genauer gesagt bin ich ihn zum letzten Mal mit den Hunden genau so gelaufen. Irgendwie hat es mich an die Kindheit erinnert, damals als mich Pfützen magisch angezogen haben und nasse Erde einfach zu einem Regentag dazu gehörte. Das schöne an dieser Route war, dass ich fast niemandem begegnet bin - eine Reiterin auf dem Pferd, das war's. Und dazu die Musik von Cathy - perfekt, perfekt anders.

Zurück zur Kleidung - die war dann wohl nicht allzu gut. Die Schuhe, so alt sie auch sein mögen, haben da noch am besten abgeschnitten, da gibt es nichts zu klagen. Bei Jacke und Hose müsste wohl mal wieder ein Imprägnierspray ran, wenn ich auch den Verdacht habe, dass es die Reissverschlüsse sind und die eventuell nicht wirklich wasserdicht zu kriegen sind. Gut, die Jacke aus dem Restposten-Verkauf von Werk5 in Wiler war auch wirklich extrem preiswert, 10 oder 20 Franken, höchstens 30, genau weiss ich das nicht mehr. Aber was soll's trocknet ja alles wieder zu Hause und irgendwie fühle ich mich gerade sehr viel lebendiger als wenn ich den ganzen Nachmittag auf der Couch rumgelegen wäre. Ein kleines Problem hat mich am Ende dann aber doch noch etwas genervt: die Kapuze hat irgendwann angefangen, sich mit den Kopfhörern anzulegen - im wahrsten Sinn des Wortes. Tippt man nämlich mit dem Finger auf den rechten Höhrer, dann passiert etwas. Und die angelegte Kapuze übte irgendwann regelmässig Druck auf genau diese Taste aus. Je nachdem was ich machte, führte das zu einer Pause, dem Abspielen des nächsten Songs oder sogar dazu, dass der Google Assistant gestartet wurde. Diese - es ist die Stimme einer Frau - nervte schon gewaltig, ich wollte Musik hören und nicht einen Dialog starten.

Nun, so weit war es ja nicht mehr bis nach Hause und jetzt läuft die Musik der guten Cathy eben in meinem Wohnzimmer. Irische Musik für einen irischen Lord - passt.