Montag, 17. Mai 2021

Serien-Montag

Das haben sie wirklich, wirklich stark gemacht. Die aktuell ausgestrahlten Folgen von Grey's Anatomy stehen ganz im Zeichen des Corona-Virus. Seit rund sieben Sendungen tragen alle Darsteller mehr oder weniger immer eine Maske, die Spitäler sind überfüllt, die Ärzte rat- wenn nicht sogar manchmal hilflos. Über einen Grossteil dieser sieben Sendungen zieht sich eine total gegensätzliche Szenerie, ein wunderschöner Strand (wer mich kennt, weiss wie sehr ich so etwas liebe). Jene Ärztin, welche im Spitalbett gegen Covid und den Tod ankämpft, steht dort am Strand und führt Zwiegespräche mit ihrem Mann, der schon Jahre tot ist. 

In der heutigen Folge hat sich ein weiterer Arzt dazu gesellt, und dabei wurde klar: der Strand stellt eine gemeinsame Nahtod-Erfahrung dar. Wie so oft hat der junge Arzt etwas Gutes getan: er hat eine Kinderhändlerin überführt, obwohl man ihm früher das nicht geglaubt hatte. Er wurde sogar als psychisch krank diagnostiziert. Jetzt hat er recht behalten, bezahlt es aber am Ende mit seinem Leben.

Das ist typisch für Grey's: neben der grossen Story, die sich meist über zahlreiche Folgen erstreckt, sind es die einzelnen kurzen Geschichten, die für mich den Reiz dieser Sendung ausmachen. Und ich bin da nicht der Einzige - 391 Folgen in den vergangenen 16 Jahren sprechen eine deutliche Sprache. Ich merke das immer dann, wenn mir eine Folge auf einer jener Sender unter die Augen kommt, welche alte Serienfolgen ausstrahlen. Die Darsteller sind dann plötzlich so viel jünger als ich sie in Erinnerung habe. Wir sind sozusagen zusammen älter geworden und man merkt es gar nicht, wie sich alle verändert haben.

Heute allerdings waren sie ziemlich schwer diese kleinen Stories. Nicht die zahlreichen Toten durch das Virus waren ein Thema, vielmehr waren sie gar kein Thema. Aber es wimmelte von Begegnungen in dieser Folge, welche sich im Nachhinein als verpasste Chancen herausstellten: die Kinderhändlerin im Spital früher zu enttarnen (bevor sie dem Arzt ein Messer in den Bauch rammen konnte) oder das Frühchen früher zu seiner Mutter zu bringen, trotz des Risikos (dafür bevor die Mutter sterben musste). Ich mag diese Serie sehr, aber es ist schon so wie Kritiker immer wieder ins Feld führen: hier schwingt mit Shonda Rhimes eine Meisterin als Drehbuchautorin und Produzentin das Szepter, sie versteht es wie kaum eine andere, immer wieder eine neue Katastrophe auftauchen zu lassen. Man kann da schon etwas in negative Schwingungen kommen....

Zum Glück gibt es da noch ganz andere Sendungen, und in einem solchen Film habe ich am Wochenende einen Satz gehört, der mich echt zum Schmunzeln brachte. Da stellte jemand die Frage: weisst Du, warum Engel immer mit den Worten "fürchtet Euch nicht" zu sprechen beginnen? Weil die Menschen Angst vor der Liebe haben...
Fand ich irgendwie schön und irgendwie auch nicht ganz falsch.