Mittwoch, 5. Juni 2019

Der frühe Vogel

Seit dem letzten Fahrplanwechsel kreuzen die S-Bahnen auf meiner Linie nicht mehr in Wiler, sondern in Utzenstorf. Vermutlich, weil der Zug aus Burgdorf immer etwas verspätet unterwegs ist. Trotzdem steht er dann in der Regel 1 - 2 Minuten im Bahnhof. Der Gegenzug, der bislang in Wiler warten musste, fährt so früh wie möglich ein. Das führt dann hin und wieder zur Situation, dass beide Züge im Bahnhof stehen und warten. Heute zum Beispiel....

06:27 laufe ich auf den Bahnhof zu. Der Zug nach Solothurn steht schon da, was normal ist. Der Zug nach Burgdorf noch nicht, aber die Barrieren sind schon unten und der Zug in Sichtweite. Reflexartig geht der Blick zur Uhr: bin ich etwa spät dran? Nein, 06:28, passt - der Zug ist sehr früh und gleich auch ziemlich voll. Denn das reicht niemals bis zur Tür, bevor der Zug hält. Muss es auch nicht, aber es stresst trotzdem immer wieder etwas, jedes Mal. Dabei gehe ich doch immer etwas früher aus dem Haus, wenn ich auf diesen Zug will: 9 Minuten vor Abfahrt statt 6 - 7.

Mag sein, dass der frühe Vogel den Wurm fängt. Aber der frühe Zug fängt sicher die Pendler, besser gesagt legt er sie rein, stresst sie. Noch viel mehr stresst es, wenn der Zug nicht kommt. Wenn er grosse Verspätung hat, oder ausfällt. Bei dieser spezifischen Verbindung allerdings kein Problem für mich: 11 Minuten später kommt der Zusatzzug nach Ostermundigen. Da muss ich zwar einmal Umsteigen - in Burgdorf auf den Regio wenn es schnell gehen muss, oder in Zollikofen wenn ich arbeiten will - aber dieser Zug fährt ausserordentlich pünktlich und es gibt viele freie Plätze. Diese Verbindung ist mir ohnehin fast lieber. 

Manchmal fängt auch der späte Vogel einen Wurm, einen richtig fetten, weil er zuerst mal überlegt und sich die richtige Taktik ausgesucht hat.