Sonntag, 4. April 2021

Überraschungen

Es ist Ostern, die Zeit der Staus am Gotthard und der überfüllten touristischen Landesteile. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders, wenn auch nicht unbedingt gleich und vor allem nicht gleich stark wie in anderen Jahren. Wer am Gotthard in einen Stau geraten ist, hat wohl eher schon Pech gehabt, viel gab es ja nicht und lange wurde dieser auch nie. Gut so, könnte man jetzt sagen, aber dabei dürfen wir eines nicht vergessen: es hatte sehr wenig Autoschilder mit einem EU-Symbol dran, diesmal waren es grösstenteils Schweizer welche ins Tessin gefahren sind. Auf der Suche nach der Sonne waren sie vermutlich nicht, die findet man auch hier, zu Hause. Es geht wohl eher darum, aus dem Alltag auszubrechen. Mal etwas anderes ausser Corona-Zahlen, Maskentragen und Home-Office. Nun, die ersten Überraschungen lauerten dann schon ennet dem Tunnel in einer der grösseren Städte oder Teilen des Verzasca-Tals: Corona ist auch dort und immer noch ein Thema, gezählt wird auch im Tessin und darum gibt es in Lugano, Locarno und Bellinzona (und eben dem Verzasca-Tal) eine Maskenpflicht - auch und vor allem draussen, denn in den öffentlich zugänglichen Gebäuden ist das ja schon lange so. Ob man dieses Risiko eingehen will, muss jede und jeder für sich entscheiden. Da bin ich ganz bei den freiheitlicheren Gruppierungen in unserem Land. Aber bitte immer unter Einhaltung der geltenden Schutzmassnahmen, also mit Maske und Abstand. Die Zahlen steigen bereits jetzt und Ostern wird da wohl kaum die Kurve knicken, wobei, doch, einfach in die falsche Richtung. Im Moment befinden wir uns in einer Art langen Endspurt des von Bundesrat Berset mehrmals erwähnten Marathons, das Ziel ist in Sichtweite, scheint sich aber ebenfalls zu bewegen. Jede Impfung macht uns schneller, jede Unvorsichtigkeit gibt dem Zielband Rückenwind. Dass die Impfung früher oder später uns das Ziel erreichen lässt, scheint mir sicher zu sein. Das Risiko ist dann aber nicht bei Null, es ist dann einfach "vertretbar". Anders gesagt: die belegten Plätze auf Intensivstationen und die Todesfälle sind dann in einem akzeptablen Bereich - klingt sarkastisch, ist aber so. Es werden in den nächsten Jahren immer wieder Menschen an Covid-19 erkranken und auch sterben, so wie das auch bei der normalen Grippe passiert. Eine kleine Überraschung hat der Osterhase (vermutlich war es eine Osterhäsin, nämlich meine Nachbarin) heute noch in meinem Briefkasten deponiert. Das ist schon fast eine Tradition, regelmässig zu Weihnachten und Ostern findet sich irgendetwas meist Süsses dort, wo sich sonst kleine Pakete finden. Trotzdem bleibt es eine Überraschung und zwar eine, die schon bald Geschichte sein wird. Wie das dann in Zollikofen aussehen wird mit den nachbarschaftlichen Beziehungen? Keine Ahnung, ich kenne diese Leute ja noch gar nicht, auch das wird dann erstmal eine Überraschung. Erfahrungsgemäss geht das am Anfang recht gut, es gibt dann ja noch nicht so viel zu diskutieren. Bin mal gespannt, wie lange es geht bis zum ersten Zoff - jedenfalls hatte ich heute schon mal so eine Vision von wegen "besetztem Parkfeld in der Einstellhalle" als ich mir überlegt habe, wie ich die Gross-Entsorgungsaktionen mit dem Mobility-Auto durchführen will. Die Gedanken kamen mir bei der Überlegung, ob ich Glas, Metall, Karton, Papier etc. im Reduit oder im Keller aufbewahren will. Beides hat Vorteile, vermutlich werde ich Kleinstmengen im Reduit deponieren und regelmässig alles in den Keller räumen. Von dort ist es dann nicht weit zum Auto auf dem Parkfeld, sofern das dann eben auch frei ist. Ich traue es meinen Mitmenschen zu, dass sie ihr Zweitfahrzeug dort parkieren, weil ich ja meinen Platz nie besetzt habe. Aber letztendlich sind das dann halt wieder meine fatalistischen Gedankengänge, von denen gemäss einschlägiger Literatur rund 80% bei den Menschen gar nie wahr werden. Überraschungen bietet mir auch jeden Tag mein Rücken. Dass sich die ganze Geschichte verändert, ist nicht zu leugnen - dass es nur sehr langsam geht aber auch nicht. Und ob es unterm Strich besser wird, weiss ich auch noch nicht. Für mich fühlt es sich an, als ob sich die betroffene Gegend etwas entspannt oder gelockert hat, dabei ist die Stelle aber auch etwas empfindlicher geworden. Aufstehen am Morgen ist eindeutig besser, wenn ich vorher bei 0 angefangen habe, starte ich jetzt etwas bei 50 Prozent, ich kann gut aufstehen und auch einigermassen normal laufen. In den ersten Minuten wird das mit dem Gewicht dann zuerst etwas schlechter, aber nach einer Viertelstunde sieht das einigermassen normal aus - vorher dauerte das Gleiche rund doppelt so lange. Die Überraschungen verteilen sich dann über den ganzen Tag: ich vermute, dass die Beweglichkeit besser geworden ist, aber in dieser erhöhten Beweglichkeit verstecken sich auch ein paar neue Schmerzpunkte, die dann bei der entsprechenden Bewegung sich überraschend bemerkbar machen. Nun sieht das halt etwas vorsichtig aus, wenn ich mich im Alltag bewege. Eingespielte, "bewährte" Bewegungen werden dann normal ausgeführt - aber die Erfahrungskurve beginnt jeden Tag wieder von vorne, weil es eben am Morgen schlechter ist und auch nicht zwingend immer gleich bleibt. Immerhin, jetzt sind es drei Wochen, sechs Wochen gelten als normal. Ich habe also noch Zeit...