Dienstag, 12. Juni 2018

alles neu macht der...Juni

Das hat man nun davon. Da ist man seit seiner Lehrzeit bei ein und derselben Firma angestellt, hat Höhen und Tiefen mitgemacht, die eine oder andere Reorganisation überlebt und wird dann einige Monate vor der Pensionierung einfach gekündet und freigestellt. Nicht etwa ich, nein, der Leiter der Abteilung Strategie, ICT und Projekte bei PostAuto. Schon hart für die Einzelperson, aber für mich durchaus nachvollziehbar. Ich hätte mir für ihn einen anderen Abgang gewünscht, dass er in der neuen Organisation nach dem PostAuto-Skandal keinen Platz mehr beanspruchen würde, das hatte er schon vor Wochen klargemacht.
Es trifft auch noch andere Zeitgenossen. Der eine ist wohl auch nahe der Pensionierung, auch er wird sicher eine finanziell tragbare Lösung finden - zumal das Gehalt dieser Personen in den letzten Jahren ja auch nicht bescheiden gewesen ist. Die restlichen GL-Mitglieder - pardon, ex-GL-Mitglieder - dürfen sich auf die nicht ganz leichte Suche nach einem neuen Job machen. Denn ihnen allen haftet noch der Makel an, dass sie vielleicht strafrechtlich relevante Verfehlungen zu verantworten haben. Aus meiner Sicht ist das für die Meisten eher unwahrscheinlich und es gilt wie immer die Unschuldsvermutung, aber ob der Stellenmarkt das genau so sieht, wird sich noch weisen. Es dürfte zumindest schwierig werden, solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist. Und ein weiterer Fakt ist aus meiner Sicht interessant: es trifft auch jene Kollegen, die im Rahmen einer Reorganisation zu anderen Unternehmensteilen verschoben worden sind: Kommunikation, Personal, Finanzen.
Aus Sicht Mitarbeitender ist der Entscheid zwar hart, aber er gibt dem Unternehmen eine Chance für einen echten Neuanfang. Mit der Rückbesinnung auf das Kerngeschäft werden die kostspieligen Abenteuer daneben beendet - früher oder später, je nach Möglichkeit der laufenden Verträge. PostAuto im Ausland? Geschichte, zumindest in Frankreich. Auch Liechtenstein wird überprüft, denn auch Liechtenstein ist Ausland und der Service Public dort keine Angelegenheit der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Böse Zungen behaupten nun, wir würden zurück in Richtung Beamtentum gehen. Das glaube ich persönlich kaum, aber es werden sicher andere Skills gefordert sein als in der Vergangenheit. Es wird wieder mehr verwaltet werden und weniger an der Innovationsschraube gedreht. Mehr PostAuto gefahren und weniger Software entwickelt. PostAuto und Fahrer werden unser Bild prägen und nicht mehr Mobilitätsplattformen und selbstfahrende Fahrzeuge. Vielleicht schade aus der Optik vieler, aber für mich der einzig richtige Weg. Man kann diese innovativen Ideen immer noch weiterentwickeln, aber nicht mehr in der Firma die als Konzessionsnehmer zahlreicher Linien im öffentlichen Verkehr dem Subventionsrecht untersteht.


Eines ist aber auch klar: es gibt ab jetzt noch ganz viel zu tun. Es wird noch viele Veränderungen geben (müssen) und die betreffen das gesamte administrative Personal. Auch mich - und das präsentiert sich nicht nur als Chance, sondern mit 51 Jahren eben auch als Risiko.