Mittwoch, 4. Juli 2018

Güsche

Schon wieder! Erst letzten Donnerstag war ich dort und gestern schon wieder. Heute auch, aber nur weil ich gar nicht nach Hause gegangen bin. Der Gurten hat mich offenbar fest im Griff, und doch war diesmal vieles anders als letzte Woche. Diesmal war es privat und nicht beruflich. Es gab sieben schön angerichtete Gänge bei Gurtners und nicht ein Buffet im Pavillon. Die Weitläufigkeit hat zahlreichen Absperrungen Platz gemacht - war letzte Woche noch nichts zu sehen, sah es gestern aus als ob das Gurten-Festival Morgen beginnen würde.
Die Anfahrt zur Talstation war wider Erwarten etwas mühsam. Ich dachte eigentlich, alle wären vor dem Fernseher und nicht auf der Strasse. Aber einmal im Parkhaus angekommen, ging es mit Gemütlichkeit weiter - weg von der Hektik rauf auf den Güsche. Kaum Leute in der Bahn, nur wir zwei und ein paar seltsame Gestalten die irgendwie nicht so recht ins Bild passen wollten. Keine Familien mit Kindern, keine Spaziergänger, mit allerlei Taschen und Gegenständen "bewaffnet". Später, als sie auf der Terrasse beim Apéro waren, lüftete sich das Rätsel: die waren auf dem Weg ins Freilichttheater (von dem wir übrigens absolut nichts gehört haben, obwohl die Bühne doch quasi neben dem Hotel aufgestellt ist).
Wie meldet man sich in einem Hotel an, das eigentlich gar keines ist? Gurtners ist ein Restaurant welches zufälligerweise über zwei Hotelzimmer verfügt. Rezeption? Fehlanzeige. Und bei Gurtners läuft um Viertel vor Fünf an einem gewöhnlichen Dienstag so gut wie nichts - darum war erst mal niemand zu sehen. Irgendwann kam dann ein Herr im Anzug der uns versprach, sofort jemanden vorbeizuschicken - und uns schon mal was zu trinken offerierte. Später kam dann eine Dame hinzu und etwas Knabberzeug der gesünderen Sorte: Oliven und eingelegte Blumenkohl-Röschen. Und dann ging's ab auf's Zimmer.
Im Zimmer war alles im Preis inbegriffen: Bier, Mineral, Weiss- und Rotwein, Champagner, Kaffee, Tee, Appenzeller.... Dazu kam später noch ein Picknickkorb mit Früchten, Güetzi, Schoggi, Brötchen, Käse, Landjäger und als Begleitung eine grosse Flasche Champagner im Eiskübel. Als Folge davon waren wir etwas später frisch geduscht, aber nicht mehr ganz nüchtern im Restaurant und genossen einfach alles - Essen, Weinbegleitung, Bedienung und die Aussicht.

Romantik-Menü
Amuse bouche (kalte Gurkenschale)
Bachblüten-Aprikosengärtli
Kalte Gartencenter Suppe mit schwarzem Knoblauch und Wassermelone
Sautiertes Eglifilet aus Frutigen mit Dill-Buttersauce, Erbsenstock und grilliertem Frühlauch
Sorbet (mit Güggs)
Duett vom Kalb mit Apfel, Maisvariation und Blumenkohl-Röschen
Sommernachtstraum (für Madame) oder Gurtners Lieblingskäse (für Mössiö)

Dazu Weisswein bis zum Sorbet und danach Rotwein bis zum Schluss. Vielleicht am Ende etwas gar viel alkoholische Getränke nach dem Champagner auf dem Zimmer - aber wir mussten ja nicht mehr fahren, sondern konnten in unserem tollen Zimmer den Güsche in seiner ganzen Ruhe geniessen - wir hatten ihn ja fast für uns alleine.