Dienstag, 10. Juli 2018

2189 m.ü.M.

Ich hab's nachgeschaut und die Antwort von Google ist plausibel: auf 700 Metern über Meer liegt Erlenbach im Simmental (nicht nur, weil es ist ja nicht wirklich flach dort und wir haben gelernt: die Gemeindegrenze liegt hoch oben auf dem Stockhorn). Der vermutlich höchste Punkt des Stockhorns wiederum liegt auf 2189 Metern.... somit hat die Luftseilbahn uns gestern in etwa über 2900 Höhenmeter transportiert (der Rest ganz auf den Gipfel war dann ein nicht rollstuhlgängiger Fussweg, um es mal so auszudrücken - ziemlich gebirgig).
Nach 50 Jahren Betrieb hat man sich eine neue Bahn geleistet, zumindest auf dem Hauptteil von Erlenbach nach Chrindi. Die Stockhornbahn ist also jünger als ich, das sagen zumindest die Geschichtsbücher - erinnern an den Bau kann ich mich logischerweise nicht, da hatte ich noch ganz andere Interessen und mein Mikrokosmos war noch ziemlich klein. Erinnern kann ich mich aber daran, dass ich an klaren Tagen manchmal die Gondel von meinem Zimmer aus sehen konnte. Ich habe mir auch immer vorgestellt, dass es dort oben ungemein eng und steil sein müsse (weil das Horn von meinem Fenster aus wie eine gerade abfallende Steilwand aussah - was dahinter lag, wusste ich nicht). Ich konnte mir auch gar nicht vorstellen, wo man dort denn überhaupt Skifahren sollte.
Nun war ich gestern also oben auf dem Stockhorn. Die Kehrseite der Medaille (sprich: die andere Seite des Stockhorns) sieht eben schon etwas anders aus. Wir liessen uns zu dritt (mit einigen anderen Ausflugsgästen natürlich, wir hatten ja keine Gondel gemietet) auf die Mittelstation fahren. Das Wetter war gut, der Wind hielt sich still, wir hatten einen guten Tag für unseren Ausflug erwischt. Von der Mittelstation führen einige bequeme Wanderwege über Stock und Stein - wie passend hier oben - und auch um die beiden Seen. Wir wollten heute aber hoch hinaus und waren auch da nicht die Einzigen. Dumm nur, dass die Bahn der zweiten Sektion kleiner ist als jene der ersten. Darum konnten nicht ganz alle Reisenden mit derselben Gondel nach oben fahren und auch darum war es - einmal mehr - gut gefüllt und ergo gut geheizt in unserer Gondel. Aber es war ja nicht mehr weit.
Oben angekommen stellten wir zwei Dinge fest: erstens war es noch recht kühl, zweitens schon ziemlich dunstig. Fernsicht? Eher schlecht. Aber es gab ja immer wieder diese tollen Panorama-Tafeln die einem erklärten, was man alles sehen würde, wenn man denn so weit sehen könnte. Eindeutig am klarsten war die Sicht nach unten wenn man auf der Panoramaterrasse stand - mein Eindruck aus der Kindheit wurde hier bestätigt, da ging es erstmal ziemlich lange gerade runter. Dort wo es flacher wurde, erkannten wir Häuser und Tiere (die sich bei genauer Betrachtung als Kühe entpuppten, die jedoch unwahrscheinlich klein wirkten von dort oben).
Höhenluft macht hungrig (und durstig). Und da es "zufälligerweise" gerade Mittagszeit war, gönnten wir uns einen kleinen Apèro und dazu ein kleines Plättchen Hobelkäse. Das Plättchen war dann eine veritable Platte und der Hauptgang war somit gestrichen, weil niemand von uns nun noch echten Hunger hatte. Also gönnten wir uns noch ein Fleischplättchen und ich muss ehrlich sagen: es war wirklich, wirklich genug für uns drei. Brav assen wir alles auf - nicht weil wir sonst für schlechtes Wetter am Folgetag schuld gewesen wären, sondern weil uns andernfalls früher oder später vermutlich tollkühne Flieger besucht und nach Verpflegung ausgeschaut hätten. Die Bergdohlen sind nicht nur echt tolle Flugakrobaten, sie sind auch ziemlich an Menschen gewohnt - obwohl überall immer wieder darauf aufmerksam gemacht wird, dass man sie nicht füttern soll.
Runter kommen alle wieder - auch wir. Aus dem angenehmen Sommertag wurde in Erlenbach ein warmer Sommertag und zu Hause war es dann schon fast ein heisser. Da war ich dann ganz froh um die Klimaanlage im Auto und die gut gekühlte Wohnung zu Hause ("au naturel" diesmal).