Wann gab es zuletzt in so kurzer Zeit soviel Schnee? Und welch ein Kontrast zum letzten Wochenende - satt Sonne pur, Wasser satt. Wie so oft, sind die Dinge aber nur ungleich verteilt - wie auch der Impfstoff gegen die Corona-Infektion. Nun hat sich die EU also entschlossen, den Export von Impfstoffen bewilligungspflichtig zu machen. Irgendwie verständlich, weil man ja über 330 Millionen - vermutlich €uro - vorgeschossen hat. Nun war die Erwartung, dass Astra Zeneca den Impfstoff auf Vorrat produziert, mit dem Risiko alles vernichten zu müssen, wenn sich schwerwiegende Nebenwirkungen gezeigt hätten. Klar, dass das uns Schweizer nun stört - immerhin haben wir ja diesen Impfstoff auch bestellt. Und nun befürchten wir, dass uns die bösen Europäer alles wegnehmen und der Lieferant auf später vertrösten muss. Schaut man genauer hin, zeigen sich dann aber noch ganz andere ethische Fragen: wie viele Personen sind wohl in Afrika (ohne Südafrika) bereits geimpft worden? Oder in Nordkorea, um mal ein spezielles Beispiel zu nehmen? Haben sich nicht zahlreiche Staaten dazu verpflichtet, die Impfstoffe "gerecht" zu verteilen? Aber was ist denn gerecht - weitergeben wenn hier alle Impfwilligen den ersten und zweiten Stich überstanden haben? Oder am Ende gar das Weitergeben eines nicht bewilligten Astra Zeneca-Impfstoffes im obigen Gedankenspiel?
So schnell werden sich diese Mechanismen nicht ändern. Zu gross ist die Macht des Geldes, ich nehme mich da auch nicht aus. Etwas Reserven auf dem Konto sind in der Tat beruhigend, Besitztum erleichtert gewisse Fragestellungen, aber befreiend ist weder das eine noch das andere - im Gegenteil. Ganz schräg wird es mit dem Geld, wenn man sich die Grösse der Ausschüttung unserer Nationalbank an Bund und Kantone anschaut: 6 Milliarden jährlich. Klar, das ist ein Maximalbetrag, aber dieser wird aus einem Fonds ausgeschüttet und diesen füllen die Gewinne der Nationalbank regelmässig mit ansehnlichen Beträgen auf. Ich habe Zahlen aus dem Jahr 2014 gefunden, da stand, dass fast eine Milliarde Menschen auf diesem Planeten mit weniger als 1.50 pro Tag auskommen. Das ergibt dann auf das ganze Jahr hochgerechnet 550 CHF pro Jahr. Wie eingangs geschrieben ist fast alles in unserer Zivilisation ungleich verteilt. Ich will auch nicht lamentieren und am Ende vorschlagen, auf die Gewinnausschüttung zu verzichten. Aber wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben - wer also bezahlt diese 6 Milliarden? Wären es die oben zitierten Ärmsten dieses Planeten, müssten fast 11 Millionen von ihnen ein Jahr ihr ganzes Einkommen abgeben.
Jetzt kommt, was bei mir kommen muss: "wieviel Erde braucht der Mensch". Tolstoj stellte hier eigentlich die Frage, wie viel Reichtum ein Mensch braucht. Und er zeigte auf, dass Wachstum nach dem "immer-mehr"-Prinzip am Ende dazu führen kann, dass man mit leeren Händen dasteht. Oder im Fall der Kurzgeschichte da liegt. So gesehen fällt die Bilanz dann doch etwas versöhnlicher aus, denn nicht selten sind gerade die Menschen mit wenig Besitz jene, die über anderen Reichtum verfügen. Jenen, der gemäss Mastercard-Werbung unbezahlbar sein soll. In diesem Kontext müssen wir Schweizer uns dann schon die Frage stellen, ob die Unterstützung insbesondere des Kleingewerbes nicht etwas umfangreicher und vor allem unkomplizierter hätte ausfallen können.
Im Nachhinein ist man immer klüger - ich weiss. Und es ist auch gut, Fehler zu machen, denn man kann aus ihnen lernen. Nicht, dass ich mir so schnell die nächste Pandemie wünschen würde, wir sind ja noch mitten in der aktuellen. Aber wir haben jetzt die Chance, aus diesen Fehlern zu lernen. Ich bin mir sicher, die Welt nach der Pandemie wird nicht mehr dieselbe sein wie vorher.