Heute stand in 20Minuten ein Artikel über eine neue Flixbus-Verbindung. Streckenführung: Konstanz-Zürich-Bern-Lausanne-Genf-Lyon. Klingt auf den ersten Blick unverfänglich und ist zudem für uns PostAutoler nicht uninteressant, weil CarPostal France den Sitz in der Agglomeration Lyon hat. Soweit, so gut.
Der Artikel stellte dann aber noch die Vermutung auf, dass es hier Fahrgäste geben wird, welche den Preis für eine Reise nach Lyon bezahlen, dann aber nur -beispielsweise - von Zürich nach Bern mitfahren. Das ist ja eigentlich verboten, der Transporteur darf keine solchen Transporte anbieten, aber auf der anderen Seite kann der Chauffeur die Fahrgäste ja auch nicht am Aussteigen hindern - das wäre ja Freiheitsberaubung. Und die Polizei rufen ist auch keine Option: erstens ist das nverhältnismässig, zweitens käme es einer Selbstanzeige gleich.
Ich weiss nicht so recht, was ich von dieser Grauzonenbeförderung halten soll. Es ist klar illegal, zumindest für den Transporteur. Aber die Züge auf der entsprechenden Strecke sind ja proppenvoll? Entgehen so der SBB wirklich viele Einnahmen? Oder sind es potentielle Selbstfahrer welche dann eben auf der gleichen Strasse, aber in einem Sammelgefährt unterwegs sind?
Die Ticketpreise der SBB sind hoch, das ist unbestritten. Und die Paradestrecke Zürich-Bern kann mit Sicherheit günstiger produziert werden, als sie verkauft wird. Aber wie sieht es aus mit beispielsweise der Strecke Spiez-Kandersteg? Oder Spiez-Zweisimmen? Was passiert mit den Ticketpreisen wenn diese kostendeckend sein müssen? Vermutlich wird Zürich-Bern wesentlich günstiger und die beiden anderen werden unbezahlbar. Fährt dann dort auch ein Flixbus?
Im Fall von Zürich-Bern würde vermutlich die Belegung der Züge dermassen zunehmen, dass die Kapazität bei weitem nicht mehr ausreichen würde. Das Gleiche lässt sich auch für den Bustransport sagen, wenn dieser legalisiert würde: entweder im Bus oder auf der Strasse gäbe es massive Engpässe - vielleicht auch an beiden Orten. Und wie reagieren die Preise im Bus, wenn die Nachfrage stark zunimmt? Genau - sie steigen. Am Ende kostet Flixbus ähnlich viel wie der Zug und dieser wird auch nicht viel günstiger, weil ja weniger mitfahren und mitzahlen. Unterm Strich wären die Randregionen und/oder die Steuerzahler die Verlierer. Dort gäbe es weniger Leistung zu viel höheren Preisen, die entweder der Fahrgast oder der Steuerzahler berappen müssten.
Eigentlich ist die aktuelle Lösung also gar nicht so schlecht. Wer statt des eigenen Autos den Flixbus wählt, entlastet die Strasse und hat keine zeitlichen Nachteile - er stünde mit dem PW im selben Stau. Wer den Flixbus statt dem Zug wählt, entlastet den Zug. In der Rushhour ist das sicher nicht negativ, auch wenn es ein paar Einnahmenausfälle gibt. Solange die Fahrgäste nicht im grossen Stil umsteigen, sollte dies zu verkraften sein. Und ich vermute, es werden nicht allzu viele Zugspassagiere umsteigen. Für Vielfahrer unter ihnen ist der Flixbus-Preis nicht sehr attraktiv wenn man noch die Staurisiken auf der Strasse einbezieht. Als Nischenangebot ist mir der Flixbus also nicht gänzlich unsympathisch, auch wenn dieses Geld ins Ausland abfliesst und meine eigene Branche konkurrenziert wird.