Montag, 28. Dezember 2020

Zweiklassen-Gesellschaft

Immer wieder liest man in den Medien - insbesondere vor polarisierenden Abstimmungen - dass der Mittelstand unter Druck gerate und zunehmend verschwinde. Beam me up, Scotty. Spass beiseite, wenn der Mittelstand verschwinden würde, ergäbe sich eine Zweiklassengesellschaft mit Reichen und Armen. Damit das funktioniert, müsste ein Aufstieg nur schwer möglich sein, durch einen grossen Lottogewinn oder ein grosses Erbe (Letzteres wäre eher unwahrscheinlich, da die Erben vermutlich bereits dieser Kaste, äh, diesem Stand angehören würden).
Faktisch gibt es solche Zweiklassengesellschaften schon - beispielsweise in der Altjahrswoche: jene die frei haben und gerne auf das Angebot jener zugreifen, welche eben noch arbeiten. Oder in der nächsten Zukunft, jene die geimpft sind, und andere die noch warten müssen. Hier gibt es dann noch eine Untergruppe: die Impf-Kritischen, welche sich gar nicht impfen lassen wollen. Und zunehmend wird sich wohl auch dieselbe Situation in der Medizin ergeben - heute ist das noch kaschiert über das Modell der Zusatzversicherungen. 
Nun muss die binäre Einteilung ja nicht a priori negativ sein, halbe Sachen erschweren bei vielen Fragestellungen eine gute Diskussion: halb schwanger zum Beispiel. Andernorts ergibt sich eine äusserst interessante Kombination: halb schwarz, halb weiss - die gute alte Duo-Schokolade (die es vermutlich nicht mehr gibt). Wiederum andere Kombinationen sind komplementär: halb wach -  je wacher man wird, desto weniger schläfrig ist man. Und ganz toll finde ich die zwei Jahreszeiten zwischen Sommer und Winter, die sind so eigenständig, dass sie auch eigene Namen verdient haben (wenn es auch hier Tendenzen gibt, anderen Jahreszeiten nachzutrauern, Altweiber- und Martinisommer als Beispiele).
Die Zweiklassengesellschaft ist auch beim Arbeiten in der Altjahreswoche noch nicht vollkommen Tatsache: es gibt Menschen, welche an einzelnen Tagen in dieser Zeit arbeiten; ich habe es heute auf zwei Stunden gebracht, wegen Wäschewaschen und einem Zvieri-Termin liegt heute nicht mehr drinn. Mich freut's, Mittelstand eben.. .