Samstag, 2. Mai 2020

Regen

Endlich ist der lang ersehnte Regen in den letzten Tagen gefallen. Wir freuen uns über Wettersituationen, die uns sonst eher die Maulecken nach unten hängen lassen. Kontakte pflegen wir in erster Linie digital, von zu Hause aus. Alltägliche Gegenstände bestellen wir im Internet und lassen sie uns nach Hause liefern. Im Fernsehen werden viele Interviews über Videocalls geführt, in mehr oder weniger guter Qualität. Wir nutzen unseren Computer und den Fernseher intensiv, sie sind gute Freunde in dieser Zeit.
Alles ist irgendwie anders, verkehrt. Solche Szenarien wurden früher Nerds am Computer zugeschrieben, welche tagelang vor dem Bildschirm ausharrten und Gamelevel um Gamelevel in Angriff nahmen. Nun soll das alles plötzlich etwas Gutes sein? Und was früher erstrebenswert war - rausgehen, sich bewegen, Freunde und Familien treffen, sich umarmen, zusammen etwas essen - das ist heute verpönnt. Man begegnet sich auf der Strasse mit Vorsicht, ja fast schon argwöhnisch: hat der Typ der mir gerade entgegen kommt Corona? Und die Frau dort beim Gemüse, die sieht doch irgendwie krank aus.
Ehrlich? Ich bin es etwas leid. Homeoffice ist ok, aber mir fehlen die täglichen Begegnungen schon. Kein Mittagessen mit den Bürokollegen, kein Training in der Halle mit den Satuslern, kein Feierabend-Bier in der Brau-Bar, kein Besuch bei den Verwandten. Als Neu-Single wäre das jetzt ein Thema, wieder öfters unter die Leute zu gehen - aber so? 
Unterm Strich wird das jede und jeder für sich entscheiden müssen. Wie oft gehe ich raus, wie weit, und wie reise ich. Trage ich eine Schutzmaske? Am Ende des Tages will das Leben ja auch gelebt sein. So wie es heute ist, passt das für eine befristete Zeit, aber irgendwann muss das ein Ende haben. Sonst sind wir am Ende alle gesund, aber frustriert. Und das kann es dann ja auch nicht sein, oder?