In den letzten Tagen kam mir mal der Gedanke, dass nicht nur die Zeit immer schneller vorbeizugehen scheint, sondern dass sich die Wochen, Monate und Jahre irgendwie immer gleich "anfühlen". Irgendwie ist das positiv, das bedeutet dass es keine gravierenden, unvorhergesehenen Ereignisse gab. Ich bin mehr oder weniger gesund, habe einen mehr oder weniger guten Job, eine mehr oder weniger erholsame Freizeit und bin eigentlich zufrieden - mehr oder weniger. Aber so einfach ist das eben nicht, ich habe manchmal den Eindruck, ich befände mich irgendwo im Nirgendwo.
Bevor jetzt alle "Midlife-Crisis" schreien....nein, mit Sicherheit nicht. Mir ist beim Reflektieren nur aufgefallen, dass in früheren Jahren immer wieder Meilensteine am Horizont aufgetaucht sind, die dann langsam näher kamen, erreicht und Teil meiner persönlichen Lebensgeschichte wurden. Zuerst wollte ich älter und grösser werden, Kindergarten und Schule hatten so einen "me-too"-Charakter: etwas das ich endlich auch erreichen wollte. Gut, am Schluss war es dann wiederum das Ende der Schulzeit welches wir wohl alle herbeisehnten. Dann kam die Ausbildungszeit und damit endlich etwas Kohle - cool. Leider gab es dann aber auch die ersten Rechnungen..... War das Ende der Lehrzeit etwas Positives - noch mehr Kohle, man möge mir meinen Materialismus/Kapitalismus verzeihen - hatte die Rekrutenschule dann schon eher den Charakter von "Augen zu und durch". Oder frei nach Anita Weyermann: "Gring ache u seckle" (was ja nicht schlecht zum Militär passt, sowohl der Gring als auch das Seckle).
Jedenfalls ging es irgendwann weiter mit der intensiven Zeit der Wanderjahre, immer mal wieder was Neues, immer neue Ziele die es zu erreichen galt: Welschlandaufenthalt, Briefversand, Bahnpostfahren, Kadernachwuchsstelle, Checkamt, Posthalter-Ablösung, Australienreise..... es war einfach immer was los, auch privat. Frau, Kind, Haus,....und damit ging es eigentlich erst richtig los, denn nun waren die Kinder die Taktgeber und es waren dieselben Meilensteine die wieder auftauchten: Kindergarten, Schule, Ausbildung, Lehrabschluss um nur einige zu nennen.
Und heute?
Heute sind die Kids gross, arbeiten, verdienen Geld, haben eigene Ziele (die zum Teil noch nicht wirklich klar sind) und führen ihr eigenes Leben. Wir "Alten" hangeln uns von Frühjahr zu Herbst und umgekehrt, von Ostern zu Weihnachten, von Silvester zu 1. August, von Geburtstag zu Hochzeitstag, von Ferien zu Ferien. Die nächsten Meilensteine? Hm, vielleicht muss die Heizung mal ersetzt werden.... oder ich gewinne mal eine Million im Lotto? So richtig auftauchen will da im Moment nicht so richtig ein Stein, da müssen vermutlich noch einige Meilen zurückgelegt werden. Die Pensionierung, das ist dann wieder ein sotiger, aber die ist ja noch so weit weg und niemand weiss, wann und zu welchen Bedingungen ich dereinst in den Ruhestand treten kann oder muss. Das ist also nicht wirklich das nächste Ziel, das darf es nicht sein.
Gut, im nächsten Jahr gibt's bei mir mal wieder einen Dekadenwechsel, die 5 taucht auf. Ich weiss noch nicht, ob ich das wirklich feiern mag, wie und mit wem. Kommt dazu, dass wir auch noch silberne Hochzeit feiern (und ich somit im nächsten Jahr die Hälfte meines Lebens verheiratet sein werde, Tendenz steigend - hoffentlich). Das werden wir mit einer Wellness-Woche in Leutasch so richtig zelebrieren. Aber mein runder Geburtstag?
Müsste ich eigentlich in Ermangelung anderer Meilensteine.