Donnerstag, 29. Oktober 2015

Zeit

Die Zeit vergeht nur allzu rasch, schon ist wieder Herbst und in wenigen Wochen steht Weihnachten vor der Tür. Leider ist die Zeit für meinen Schwiegervater kurz nach unseren Ferien abgelaufen. Für mich ziemlich unerwartet, plötzlich war er im Spital, operiert und in nicht allzu gutem Zustand - und plötzlich half auch alles Hoffen und Beten nichts mehr.

Klar, es war "nur" der Schwiegervater, aber es war eben auch Franz. Und Franz kannte ich schon seit 1988, und das ist eine lange Zeit. Klar wollte ich in erster Linie meiner Frau eine gute Stütze sein, aber es trifft einen eben auch sehr persönlich und schmerzt. Und wenn wir auch alle wissen, dass jedem seine Zeit kommen wird, stellt sich immer die Frage: muss es gerade jetzt sein, muss es gerade so sein, hätte man etwas anders machen können?

Es kommt nicht oft vor, dass ich mich an Träume erinnere, aber letzte Woche ist es wieder mal passiert. Träumen ja, aber die Erinnerung daran verblasst meist schon beim Aufwachen. Diesmal war ich eigentlich noch am Träumen und gleichzeitig schon wach. Ich war aber auch ganz froh, aufgewacht zu sein....

Stell Dir vor, Du sitzt auf einem Stuhl, an einem Schreibtisch, einer Ärztin gegenüber. Frag mich keiner warum Ärztin, vielleicht ist das ein heimlicher, unerfüllter Wunsch.... Jedenfalls sagt die Dame, sie würde mich gleich da behalten, für immer und dass meine Zeit schon fast abgelaufen wäre. Aber warum denn, mir geht es doch prächtig? Das könne jederzeit und werde schon bald ändern, ein plötzlicher Blutsturz könne jederzeit eintreten und sei zu erwarten - alles eine Frage der (wenigen) Zeit. Ich weiss nicht einmal, was ein Blutsturz ist und ob dieses Wort überhaupt existiert..... Jedenfalls macht so was natürlich Angst und löst zahlreiche Gedanken aus. Ich sehe mich auf dem Stuhl zum Fenster rausschauen, überlege was das für uns bedeutet und das einzige was mir durch den Kopf geht: "nun muss meine Frau alleine mit dem Wohnmobil in die Ferien fahren  - wenn sie das alleine überhaupt noch will". Draussen, oder vor meinem geistigen Auge sehe ich einen alten verlotterten Wohnwagen vorbeifahren, die Seitenwände wackeln, das Dach hält nur noch an zwei Wänden.....

Wer sowas träumt und am Morgen noch weiss, hat nicht unbedingt einen Traumstart in den neuen Tag. Die Gedanken kreisen, ja, es war nur ein Traum, es steht ein Vollmond bevor und die Ereignisse der letzten Zeit haben sicher auch ihre Spuren hinterlassen. Jetzt soll mir bloss keiner mit einer Traumdeutung kommen, ich will gar nichts davon hören. Ich habe keine Zeit für solche Träume....