"Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl" - ich weiss nicht, wo ich dies aufgeschnappt habe, aber heute habe ich mal wieder etwas darüber nachgedacht. Es ist so, ich werde etwas melancholisch jetzt wo die Tage dieses Blogs zu Ende gehen. Utzenstorf wird bald Geschichte sein, eine wichtige in meinem Leben. Für meine Kinder ist das der Ort ihrer Herkunft und wird somit immer irgendwie von Bedeutung sein - für mich auch?
Ich denke schon, immerhin sind sie hier zur Schule gegangen und haben vermutlich prägende Erfahrungen gemacht. Das Gleiche gilt wohl auch für dieses Haus, es ist der Ort, den sie kennen solange sie sich zurückerinnern können (bei Carmen könnte es eventuell noch Erinnerungen an die Wohnung in Burgdorf geben, aber das bezweifle ich doch stark). Für mich hat Utzenstorf ebenfalls eine grosse Bedeutung, weil dieser Ort untrennbar mit unserer Familie verknüpft ist. Alles was wir als Familie gemacht haben, hat irgendwie mit Utzenstorf zu tun. Nun geht diese Ära zu Ende und ich habe keine Ahnung, was genau die Zukunft bringen wird. OK, eine Wohnung in Zollikofen, aber sonst ist Vieles möglich und Wenig sicher. Lassen wir uns überraschen...
Zurück zu "Heimat", was angeblich mehr mit Gefühlen als mit einem Ort zu tun hat. Ich glaube, das könnte ich unterschreiben. Die unterschiedlichen Etappen in meinem Leben haben ganz unterschiedliche Spuren hinterlassen, ganz unabhängig von der Verweildauer. Angefangen mit meiner Geburtsstadt Thun: ich war ja letzten Donnerstag dort zum Impfen und bin mal wieder durch das Quartier meiner Kindheit spaziert. Da sind schon noch viele Erinnerungen - und eben Gefühle - die mich dazu verleiten zu schreiben, dass dieser Teil von Thun irgendwie Heimat bedeutet. Ich mag auch die Berge die man von dieser Stadt aus sieht, aber sie müssen genau so aussehen, wie früher von meinem Kinderzimmer aus. Sonst ist es nicht "mein" Niesen und auch nicht "mein" Stockhorn. Weiter ging's nach Bern - auch diese Stadt hat mich geprägt, vielleicht sogar am meisten. Ich habe unzählige gute Erinnerungen an die Zeit meiner Ausbildung, auch das hat viel mit positiven Gefühlen zu tun. Die nächste Station war Lausanne - und das war definitiv top - da muss ich nicht viel ergänzen, Lausanne ist für mich DIE Stadt wenn es um Gefühle geht. Dann kam Messen, meine erste Bude "zu zweit", mit den über 120 m2 wie ein zu grosser Anzug, einfach nicht das Richtige. Burgdorf? Eine gute Zeit, aber auch diese Bleibe ist nicht wirklich prägend gewesen. Da sind zwar ein paar Freundschaften entstanden, die sich jetzt, hier und heute aber noch bewähren müssen.
Wesentlich mehr Gefühle haben zwei Ferienaufenthalte in mir ausgelöst. Da war zum Einen der längere Aufenthalt in Australien, den ich immer als ultimativen Test für unsere Beziehung "verkauft" habe. "Wenn wir zusammen nach Hause kommen, dann passt es" habe ich immer gesagt. Vermutlich hat es das auch, aber eben nicht für immer - immerhin fast 28 Jahre... Australien ist präsent wie kaum eine andere Erinnerung, und das hat vermutlich damit zu tun, dass wir dort während Monaten gelebt haben, und nicht nur in den Ferien waren. Es war unser Alltag und nicht eine kleine Flucht daraus. Wir haben das glücklicherweise nie wiederholt, ich bezweifle, dass es noch einmal so gut gewesen wäre.
Der zweite Ferienaufenthalt war dann ein echter, nur drei Wochen lang und in keinster Weise spektakulär. Mietauto und Bed- and-Breakfast in Irland, an den klassischen Touristenorten - was ist daran schon spektakulär. Aber es waren eben unsere Flitterwochen und damit aufgrund der Einfachheit wieder speziell. Irland hat mich total in den Bann gezogen und ich horche auch heute noch auf, wenn ich eine Meldung über diese Land höre. Irland ist eben Irland - Punkt. Darum habe ich mir jetzt auch noch Ersatz für meinen Anhänger besorgt, den ich seit Jahrzehnten an meiner Kette um den Hals trug. Das klassische Kreuz hat seine Zeit gesehen, ich hatte es mal zum Flicken gegeben, weil die Kette defekt war. Dabei wurde das Kreuz gereinigt, was dazu führte, dass der kleine Stein nicht mehr Rot war, sondern total verblasst. Irgendwie hat mir das Teil dann nicht mehr so gefallen, es schien fast, als ob das Kreuz seine Kraft verloren hätte. Ich hatte mir immer vorgestellt, dass dieses kleine Kreuz mich auf meinem Lebensweg beschützen und begleiten würde - hat es ja auch, aber am Ende sah es irgendwie leer aus. Und als dann noch der Aufhänger kaputt ging, war dieses Kreuz Geschichte. Und hier kam dann eben Irland ins Spiel, ein Kreuz sollte es schon wieder sein, aber eben ein Celtic Cross. Ich weiss, total abergläubisch, aber ich liebe Symbole und achte eigentlich in meinem Alltag immer darauf, solche Zeichen zu erkennen. Und darum sind an meiner Kette um den Hals nun die beiden wichtigsten Orte ausserhalb der Schweiz repräsentiert:
Zugegeben, das ist kein sauteurer Schmuck - muss es auch nicht sein, es geht ja wie gesagt um die Symbolik. Und das Kanguruh habe ich schon länger, ein Geschenk...
Irland war übrigens heute auch in meinem Alltag präsent, und zwar bei meinem ausgedehnten Spaziergang am Nachmittag. Ich hatte mich mit Regenhose und -jacke gut vorbereitet, aber ständig war ich daran, die Kapuze überzuziehen und dann wieder runterzunehmen. Es tropfte, und zwar so viel, dass man irgendwann auch nass war, aber so wenig, dass man sich mit Schirm oder Kapuze blöd vorkam. Das kenne ich doch von irgendwoher... richtig, von der grünen Insel.